Westfalenpost: Was heißt konservativ?
Archivmeldung vom 03.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie CSU sorgt sich, dass die Union für moderner gehalten wird, als die Bayern-Partei gern sein möchte. In der Tat gibt es immer wieder Konflikte in der Koalition, die das Problem illustrieren - man denke an das als Herdprämie diffamierte Betreuungsgeld. Aber gibt es eine Sehnsucht nach alten politischen Gefechtslinien? Was heißt es in diesen Zeiten, konservativ zu sein?
Die große Koalition ist das Ergebnis einer geplatzten Illusion, die
lautete: Wir brauchen radikale Reformen, das Land muss durchregiert
werden. Der Bedarf der Wähler war nicht wirklich so groß, so dass
sich im Ergebnis die zum Zweckverbund verschraubten Partner von Union
und SPD um die Mitte balgen - mit allerdings völlig unterschiedlichen
Ausgangspositionen. Hier die Union, die beim Thema Kinderbetreuung im
Milieu der SPD wildert und dort die selbstverzagte Sozialdemokratie
mit der Linken im Nacken und dem Schröder-Erbe vor der Brust. Und
über all dem schließlich thront eine dem Parteienstreit entrückt
scheinende Kanzlerin, die das Regierungshandeln moderiert und in
ihrer Partei keinen Konkurrenten fürchten muss.
Nein, unter diesen Vorzeichen, auch angesichts guter
Wirtschaftsdaten, ist der Bedarf an weltanschaulichen
Auseinandersetzungen derzeit gering. Gibt es also eine Sehnsucht nach
konservativer Politik? Die Sehnsucht vielleicht, Bedarf eher nicht.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost