Allg. Zeitung Mainz: Alles Wurst
Archivmeldung vom 08.08.2019
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Freigeschaltet durch André OttIn diesem Sommer kann man sich nur noch verwundert die Augen reiben. Politiker und einige Medienschaffende überschlagen sich regelrecht in Vorschlägen, was alles teurer werden soll: Flüge, Autofahren - und jetzt auch noch Fleisch. Eine durchschnittlich verdienende Familie mit zwei Kindern dürfte sich über die Debatte freuen.
Die Energiepreise steigen von Jahr zu Jahr, man bekommt immer weniger für sein Geld. Deutschland hat im Vergleich der 34 OECD-Staaten eine der höchsten Belastungen bei Steuern und Abgaben. Klar kann man über das Wirrwarr bei den ermäßigten Mehrwertsteuersätzen reden. Dann aber nicht isoliert betrachtet, sondern im Gesamtpaket. Auch kann und muss man über das Thema Tierwohl debattieren und die Wege, wie wir eine bessere Haltung von Schweinen und Co. erreichen können.
Und zwar so, dass der Konsument mitmacht und kleinere Landwirtschaftsbetriebe nicht plattgemacht werden. Letzteres kann kaum in unserem Interesse sein, denn dann kommt das Fleisch künftig aus dem Ausland, wo wir die Produktionsbedingungen noch weniger unter Kontrolle haben. Qualität wird beim Fleisch immer seinen Preis haben. Mehr Tierwohl zum Nulltarif wird kaum machbar sein. Es bleibt aber höchst fraglich, ob man mit einer Steuererhöhung die gewünschte Lenkungsfunktion erreichen kann. Bleibt noch der Aspekt Klimaschutz und Moral: Wer weniger Fleisch essen will und damit glaubt, zur Lösung der Erderwärmung beizutragen, soll das bitteschön machen. Und wer weiter sein Steak grillen will, soll das mit gutem Gewissen weiter tun können.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz (ots) von Markus Lachmann