Leipziger Volkszeitung zum Krippenstreit
Archivmeldung vom 12.04.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.04.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittInhumane Mütter, Frauen als Gebärmaschinen, Rückkehr der DDR-Verhältnisse: Wenn Bischof Mixa der heilige Zorn über den Zeitgeist packt, dann fallen scharfe Worte. Der Augsburger Hirte treibt unnachgiebig seine Schäfchen in ein eng begrenztes Familiengehege. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, wann der gestrenge Gottesmann deutsche Rabenmütter vor den europäischen Menschengerichtshof in Straßburg bringt.
Leider überdeckt Mixas Kreuzzug gegen Kinderkrippen ein durchaus
drängendes Problem: Die viel gepriesene Wahlfreiheit für Eltern, wie
und wo ihre Kinder aufwachsen sollen, ist in Wahrheit eine
Mogelpackung. Im Westen stellt sich die Frage, ob Mütter arbeiten
sollen, oft gar nicht. Die Zahl der Betreuungsplätze ist vielerorts
Lichtjahre von der angestrebten Ein-Drittel-Quote entfernt. Und im
Osten verbietet das weiterhin niedrige Lohnniveau meist den Luxus,
von nur einem Einkommen den Familienhaushalt bestreiten zu wollen.
Was ist also dem Staat die Familie mit Kindern wirklich wert? Hier
haben die katholischen Bischöfe auf ihrer Frühjahrstagung eine
wichtige Frage aufgeworfen. Kardinal Lehmann ist klug beraten, an
seiner Sowohl-als-auch-Antwort festzuhalten: Ja zum Ausbau der
Kinderbetreuung, aber auch Ja zu mehr Geld für die Erziehung im
Elternhaus. Mütter oder Väter, die sich für eine berufliche Auszeit
entscheiden, dürfen nicht benachteiligt werden. Deshalb sind auch
Forderungen aus der Union richtig, den Bundeszuschuss für mehr
Krippenplätze an ein höheres Kindergeld für Zwei- bis Dreijährige zu
koppeln.
Ein Verzicht auf die Kindergelderhöhung, wie ihn Teile der SPD wollen, ist dagegen eine Ohrfeige für alle, die Kinder über ihren Beruf stellen. Denn eine solche Entscheidung nötigt Respekt ab. Dies als Rückfall ins biedere Heim-und-Herd-Milieu anzuprangern, ist genauso falsch wie Mixas unselige Gebärmaschinen-Rhetorik.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung