Die Lausitzer Rundschau Cottbus zum Wahlantritt der WASG gegen die Linkspartei in Berlin
Archivmeldung vom 02.06.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.06.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMinderheiten können furchtbar hartnäckig sein. Das muss die Linkspartei leidvoll erfahren. Anstatt die linke Aktionseinheit mit der WASG in Berlin vorzuleben, marschieren beide Truppen nicht nur getrennt dem Wahltag am 17. September entgegen. Sie treten auch gegeneinander an.
Über das entsprechende Richterurteil
und den Beschluss der Landeswahlleitung kann man geteilter Meinung
sein.
Bei aller Eigenständigkeit der Berliner WASG stellt sich schon die
Frage, warum der ausdrückliche Beschluss der Bundes-WASG gegen den
konkurrierenden Wahlantritt ein zahnloser Tiger sein soll. Doch eine
Diskussion darüber wäre müßig.
Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis, dass sich die deutsche Linke
weiter in herzlicher Abneigung verbunden ist. Das Berliner Geschehen
wird die angestrebte Parteifusion zwar nicht wirklich hintertreiben.
Dazu sind die hauptstädtischen Trotzkisten um Lucy Redler zu
exotisch. Aber die Begeisterung, mit der Gregor Gysi und Oskar
Lafontaine das Linksprojekt einst aus der Taufe hoben, ist endgültig
dahin.
Warum sich ausgerechnet zwei Parteien bekämpfen, deren führende
Genossen immer wieder betonen, eine gemeinsame Partei zu bilden,
versteht ohnehin kein Mensch. Die Quittung dafür könnte der Wahltag
an der Spree bringen. Nicht, dass die WASG dort über fünf Prozent
käme.
Es gilt der Beschluss des Bundesparteitages, wonach die eigenen
Rebellen weder mit personeller noch finanzieller Unterstützung
rechnen dürfen. Aber auch zwei oder zweieinhalb Prozent würden
womöglich reichen, um der rot-roten Landesregierung die Mehrheit zu
nehmen. Die Berliner WASG hätte dann zwar nichts gewonnen, aber das
"linke Projekt" eine Menge verloren.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau