Rheinische Post: Deutsche als Spielball
Archivmeldung vom 31.12.2005
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.12.2005 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer im Jemen zusammen mit seiner Familie entführte frühere deutsche Staatssekretär Chrobog ist ein Spielball jemenitischer Innen- und Justizpolitik geworden. Die Entführten waren Mittel zum Zweck in einer Auseinandersetzung zwischen der Zentralgewalt in Sanaa und dem Stamm der Al alAbdullah.
Hier geht es nicht um eine
religiös-ideologische Kraftprobe zwischen Kulturen und politischen
Systemen wie im Irak mit den islamistischen Terroristen. Es ging im
Jemen um das Freipressen von fünf inhaftierten Stammesmitgliedern.
Das nährt die Hoffnung, dass den Deutschen kein Tort angetan würde,
dass sie freikommen. Wäre dem nicht so, die Antwort aus Sanaa wäre
fürchterlich ausgefallen. Das wissen auch die Stämme, die immer
wieder versuchen, mit Entführungen den Staat zu erpressen. Warum soll
andererseits die Regierung nachgeben, wenn jeder mit einem
friedlichen Ausgang rechnet? Die jemenitische Regierung steht so mit
dem Rücken zur Wand. Gibt sie nach, ermutigt sie andere zu ähnlichen
Taten. Bleibt sie hart und die Entführten kämen zu Schaden, würden
der Ruf des Landes und dessen wirtschaftliche Interessen nachhaltig
geschädigt. So wird auf Zeit gespielt, und Schachzüge werden
überdacht. Es wird ein Weg gesucht, auf dem jede Seite
gesichtswahrend wandeln kann. Der Jemen muss ein Autoritätsproblem
lösen, sonst wird dort jede Regierung zur Marionette.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post