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Börsen-Zeitung: Notenbanker in Not

Archivmeldung vom 25.10.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 25.10.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Japans Zentralbankern steht eine arbeitsreiche Woche bevor. Neben ihrer regulären geldpolitischen Sitzung werden die Währungshüter am Donnerstag auch ihren von Marktteilnehmern viel beachteten halbjährlichen Ausblick auf die japanische Wirtschaft vorstellen. Wie immer die bisherige Planung der Bank of Japan (BoJ) gewesen sein mag, das Rekordhoch, das der japanische Yen vor dem Wochenende markiert hat, zwingt zu einer Neubewertung der Lage und zu raschen Entscheidungen.

Ohne ein besonderes Ereignis ist die japanische Währung am Freitag auf ein Nachkriegshoch von 75,78 je Dollar gestiegen. Allgemein tendierte der Dollar an diesem Tag sehr schwach, eine besonders auf Japan bezogene Ursache gab es nicht. Japans Entscheidern bereitet die stetig sich verteuernde Währung Kopfschmerzen. Der teure Yen befördert die inflationären Tendenzen, unter der Japans Volkswirtschaft schon lange leidet. Sie macht es den Exportfirmen schwer, preislich mit den qualitativ immer besser werdenden Konkurrenten aus Korea und China mitzuhalten. Wenn sich der Yen noch weiter verteuert, wird dies das Risiko erhöhen, dass Japans bislang ermutigende wirtschaftliche Erholung deutlich an Dynamik verlieren wird. Aktuell ist die Ursache für den teuren Yen darin zu suchen, dass sich immer mehr Anleger angesichts der trüben Aussichten für die US-Wirtschaft für eine weitere geldpolitische Lockerung ("QE3") durch die US-Notenbank Fed positionieren. Auch andere Devisen tendieren stärker zur US-Währung. In Japan ist der Währungseffekt aber aufgrund des schon sehr hohen Niveaus des Yen besonders schädlich.

Mit großer Wahrscheinlichkeit steht diese Woche eine Intervention Japans am Devisenmarkt auf dem Plan. Dafür ist zwar das Finanzministerium zuständig, nicht die BoJ. Jedoch dürften die Notenbanker in Not kommen, als begleitende Maßnahme erneut die Geldpolitik zu lockern. Eigentlich wollte die BoJ zunächst die Effekte des bisherigen, 15 Bill. Yen betragenden Programms zum Aufkauf von Wertpapieren abwarten. Besonders heikel ist dabei der Ausblick der BoJ auf die japanische Wirtschaft. Analysten gehen davon aus, dass die Notenbank ihre Wachstumsprognose für 2011 von 0,4% auf 0,2% senken wird und für 2012 von 2,9% auf 2 bis 2,5%. Sollte die BoJ hier unterhalb der Markterwartungen liegen, könnte der aufkommende Schreckmoment dazu führen, dass japanische Anleger Gelder repatriieren, was den Yen trotz tatsächlicher oder angedrohter Intervention weiter steigen ließe.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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