Rheinische Post: Ärzte brauchen Rat
Archivmeldung vom 14.06.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.06.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm Anfang und am Ende des Lebens gewinnt die Medizin an Möglichkeiten. Sie kann vorgeburtlich genaue Diagnosen stellen und manchmal eingreifen. Sie kann das Sterben lange hinauszögern. Ein Segen oft, oft ein Fluch. Was nützt? Was wünschen wir? Was können wir bezahlen? Das sind ethische und ökonomische, keineswegs bloß medizinische Fragen. Deshalb sollen nicht nur Ärzte über sie reden.
Die Fragen drängen auf Beantwortung, weil sich mehrere Trends zur
Krise steigern: Das Altern der Bevölkerung. Die Explosion von
Gesundheitskosten. Die zu geringen Einnahmen des Systems. Man weiß,
dass für die Behandlung eines Menschen das meiste Geld in der letzten
Phase seines Lebens aufgewendet wird. Der kühle Verstand des gesunden
Analytikers mahnt, das sei nicht vernünftig. Der hoffende Blick eines
Schwerkranken sagt: Jetzt tut, was ihr könnt!
Machbarkeit und Bezahlbarkeit stehen in Konkurrenz zueinander.
Vielleicht haben wir ein Recht auf Top-Medizin. Das Problem ist nur:
Beste Medizin wird eher denjenigen zuteil, die sich privilegierten
Zugang verschaffen können - sei es mit Geld oder mit Geschick.
Deshalb müssen Ethik-Profis in die Praxen und Kliniken! Damit die
Zuteilung fair bleibt und die Vorenthaltung mindestens begründet.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post