Rheinische Post: Aufschub für Iran - von Frank Herrmann
Archivmeldung vom 01.02.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlZuerst die gute Nachricht: Amerikaner, Europäer, Chinesen und Russen haben sich im Streit um die Atompläne Irans auf einen gemeinsamen Nenner verständigt. Damit vermeiden sie eine Zerreißprobe wie im Krieg gegen Irak, als die UNO tief gespalten war.
Teheran bekommt einen Aufschub, um sich eines Besseren zu
besinnen, bevor sich der Weltsicherheitsrat endgültig der Krise
annimmt. Es muss die Urananreicherung, die zur Bombe führen kann,
stoppen, andernfalls ist keine Lösung in Sicht.
Womit wir bei der schlechten Nachricht wären: Der Londoner
Kompromiss hat der Diplomatie nur etwas mehr Zeit erkauft, hat dem
Iran klargemacht, dass sich Moskau und Peking nicht gegen den Westen
ausspielen lassen. Ob die nüchterne Botschaft ankommt, ist die
andere, die entscheidende Frage. Momentan sieht es nicht danach aus.
Der Iran hat sein Atomprogramm zu lange vertuscht. Es braucht Jahre,
um neues Vertrauen aufzubauen. Keiner der sechs, die in London am
Tisch saßen, traut den Beteuerungen, wonach die iranischen
Nuklearpläne ausschließlich friedlichen Zwecken dienen. Zwangsläufig
müssen sie alle mit dem Schlimmsten rechnen: Dass Teheran 2009 oder
2010 seine erste Atombombe besitzt.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post