Südwest Presse: Kommentar zu Bahnstreik
Archivmeldung vom 16.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDa ist sie nun, die Eskalation, die seit Monaten herbeigeredet wurde. Die Republik erlebt unter dem Deckmantel der Tarifauseinandersetzung zwischen Deutscher Bahn und Lokführergewerkschaft einen handfesten Machtkampf - zum Schaden aller.
Beschädigt wird in erster Linie der Ruf der Bahn als zuverlässiges
und umweltfreundliches Verkehrsmittel. Denn dem Passagier, der
vergeblich auf seinen Zug wartet, ist egal, wer Schuld ist an dem
Streik. Ist der Bahnkunde aber erst verärgert auf das Auto
umgestiegen, kommt er erfahrungsgemäß selten zurück. Die
Konfliktparteien sollten sich also nicht zuletzt aus Eigeninterresse
überlegen, was sie derzeit anrichten.
Die Verbissenheit, mit der Gewerkschaftsboss Manfred Schell und
Bahnchef Hartmut Mehdorn den Tarifstreit führen, disqualifiziert sie
nicht nur für die aktuellen Verhandlungen, sondern für ihre Funktion
an sich. Dass der Bahn-Aufsichtsrat Mehdorns starre Position billigt,
ist zudem ungeschickt. Denn dieses Votum und die Millionenklage gegen
die GDL verschärfen die Konfrontation, statt endlich die Weichen für
eine Lösung zu stellen. Abschied vom Wunsch nach einem eigenständigen
Tarifvertrag auf der einen und ein ordentliches Zubrot zu den kargen
Lokführerlöhnen auf der anderen Seite könnten der Preis dafür sein.
Verglichen mit dem Schaden, den die Streithähne sich selbst und
vielen anderen zufügen, wäre er gering.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse