Südwest Presse zu Profiling
Archivmeldung vom 30.12.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMänner mit Bart und - wie gefährlich - Kapuzenjacke kennen diesen prüfenden Blick, der in die Frage "Wo wollen Sie denn hin?" mündet. Sie sind verdächtig, weil sie zu einem Termin eilen, etwas hastig vielleicht, weil sie spät dran sind. "Warum gerade ich?" Die Frage empfiehlt sich nicht, wird sie doch im schlechtesten Fall als Renitenz gewertet.
Unbürgerliches Aussehen, Eile, grundloses Herumstehen am falschen Ort - schnell gehört man zu jenen Menschen, über die der damalige bayerische Innenminister Günther Beckstein einst sagte, sie sähen so aus, als ob sie einer Kontrolle bedürften. Nichts anderes als dieses generalisierte Misstrauen verbirgt sich hinter dem Wort "Profiling", das derzeit durch die Diskussion geistert. Es ist der verharmlosende Begriff für eine fortwährende Rasterfahndung, mit der versucht wird, potenzielle Terroristen nach bestimmten Merkmalen aus der großen Masse herauszufiltern. Dass Polizisten ein geschultes Auge für Auffälligkeiten haben, ist bekannt. Bisher ist man mit diesem Prinzip gut gefahren. Diskussionen wie jene über das "Profiling" täuschen stattdessen darüber hinweg, dass Personalabbau bei gleichzeitig steigender Einsatzbelastung zunehmend zum Problem wird. "Profiling" ist kein Ausweg. Es teilt Bürger, für die die Unschuldsvermutung gilt, allein aufgrund von Mimik und Gestik in Risikogruppen ein. Dafür darf kein Platz sein, will sich der Rechtsstaat nicht Sicherheitsstaat nennen lassen.
Quelle: Südwest Presse