Lausitzer Rundschau: Die Zukunft des Kosovo: Der letzte Trumpf
Archivmeldung vom 20.11.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBis zum 10. Dezember hat die Kosovo-Troika aus Vertretern Russlands, der EU und der USA Zeit, das Unmögliche möglich zu machen - nämlich einen Plan für die Zukunft der südserbischen Krisenprovinz vorzulegen, mit dem Serben und Albaner einigermaßen leben können. Und dem sie dann auch tatsächlich zustimmen.
Mit dem
Sieg des Ex-Untergrundkämpfers Hashim Thaci bei den Parlamentswahlen
im Kosovo am vergangenen Wochenende ist dieses ohnehin wenig
aussichtsreiche Unterfangen noch schwerer geworden. Thaci prägt die
Erfahrung, mit dem bewaffneten Kampf für die Albaner Kosovos in
kurzer Zeit mehr erreicht zu haben, als der kompromissbereite
Ex-Kosovo-Präsident Ibrahim Rugova in Jahren. Zudem steht er unter
dem Druck seiner Anhänger: Schon bei den Verhandlungen von
Rambouillet im Jahr 1999 sperrte sich der damalige Anführer der
Kosovo-Befreiungs-Armee UCK gegen jegliches Zugeständnis - aus Angst
vor den eigenen Leuten und um das eigene Leben, wie
Ex-Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) in seinen kürzlich
erschienenen Erinnerungen berichtet. Nicht von ungefähr hat Thaci
bereits unmittelbar nach dem Wahlsieg Modellen wie einer Föderation
Kosovos mit Serbien eine klare Absage erteilt. Vor diesem Hintergrund
spricht alles dafür, dass die Troika am 10. Dezember ihr Scheitern
eingestehen muss und der Kosovo im Anschluss binnen kürzester Zeit
einseitig die Unabhängigkeit ausrufen wird. Das aber könnte der
Startschuss zu einem neuen Ausbruch der Gewalt sein, dessen Zentrum
aller Wahrscheinlichkeit nach das überwiegend serbisch besiedelte
Gebiet nördlich der Stadt Mitrovica wäre, das unmittelbar an Serbien
grenzt.
Ob es so kommt, hängt entscheidend von den USA ab. Thaci und die
Seinen spekulieren darauf, dass Washington ein unabhängiges Kosovo
kurzfristig anerkennen und damit das Signal für eine internationale
Anerkennung geben wird. Eine Drohung der USA, eine einseitige
Unabhängigkeit Kosovos eben nicht zu akzeptieren, ist der letzte
Trumpf, der der internationalen Diplomatie noch bleibt. Ob er
gespielt wird, ist mehr als ungewiss - US-Präsident George W. Bush
hat sich in der Vergangenheit wiederholt für die Unabhängigkeit
Kosovos ausgesprochen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau