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Neue Westfälische: Konjunkturaussichten

Archivmeldung vom 27.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Stellen Sie sich vor, es ist Morgen, die Sonne scheint durchs Fenster, die Welt ist in Ordnung - und die Krise vorbei. Liest man die jüngsten Prognosen mit dem richtigen Wohlwollen, dann könnte dieser Morgen schon bald anbrechen. Nicht mehr in dieser Woche, vielleicht auch nicht mehr in diesem Quartal, aber doch schon bald. Sehr bald.

Leider ist diese Hoffnung trügerisch. Genauer gesagt, sie blendet eine Menge aus. Stellen Sie sich deshalb lieber vor, Sie werden wach, draußen ist es noch zappenduster, und fieser Regen peitscht gegen das Schlafzimmerfenster. Denn auch wenn die Krise sicherlich eines noch etwas ferneren Tages zu Ende geht - die Zeit bis dahin könnte für so manchen unter uns zum Albtraum werden. Abertausende von Menschen schieben Kurzarbeit, viele von ihnen bereits seit Monaten. Das hat die Firmen vielleicht vor dem unmittelbaren Kollaps gerettet, gesund hat es sie allerdings nicht gemacht. Im Herbst läuft in vielen Konzernen die erste Kurzarbeitsphase ab. Es wäre ein Wunder, wenn dann all diese Unternehmen unmittelbar zur Vollzeit zurückkehrten. Entlassungen wird es stattdessen geben. Massenhaft. Eine Flut von Insolvenzen könnte folgen. Eine halbe Million Arbeitsplätze ist allein durch diese Pleitewelle in Gefahr. Und weil auch die verbleibende Wirtschaft weiterschrumpfen wird, steigt die Arbeitslosenzahl wieder über die Fünf-Millionen-Grenze. Warum das kaum einer der Opel- und Quelle-Retter so deutlich sagt? Weil die Menschen dann doch noch unruhig werden könnten. Weil sie - noch schlimmer? - aufhören könnten zu konsumieren. Und sich damit die Abwärtsspirale noch schneller drehen könnte. Bislang funktioniert ja noch der bekannte Mechanismus, nach dem die Menschen zwar wahrnehmen, dass die Gesamtwirtschaft in der Krise steckt, jeder einzelne aber hofft, noch mal mit einem blauen Auge davonzukommen. Und tatsächlich gibt es ja auch positive Signale Und die wollen wir genauso wenig ausblenden wie die schlechten Nachrichten. Die ungebrochene Bereitschaft der Verbraucher zu konsumieren gehört dazu. Die Preise, die so niedrig sind wie noch nie. Die Nachrichten aus dem Maschinenbau, dass der Abwärtstrend sich verlangsame. Und die Erwartung der OECD, dass die Wirtschaft 2010 um 0,2 Prozent wachsen werde, ebenso. Das reicht allerdings nicht für einen neuen, stürmischen Aufschwung. Der Dax wird nicht wieder auf 8.000 Punkte schießen. Vollbeschäftigung - vor zwei Jahren greifbar nah - bleibt ein schöner Traum. So schnell, wie es bergab gegangen ist, wird es nicht wieder bergauf gehen. Statt eines U wird die Konjunktur sich eher wie ein L entwickeln - mit einem sehr langen Grundstrich. Eine lange Durststrecke steht uns allen bevor. Besser, wir wappnen uns dafür. Weil Wirtschaft, Konjunktur und Börsenkurse bekanntermaßen auch jede Menge Psychologie enthalten, machen wir uns Mut, mitten in der Nacht. Drehen uns noch mal um. Und hoffen. Auf einen wunderschönen Sonnenaufgang.

Quelle: Neue Westfälische

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