Ein Leben für die Freiheit!
Archivmeldung vom 14.02.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt„Liberalismus ist keine Religion, keine Weltanschauung, keine Sonderinteressen-Partei. Liberalismus ist einfach die Lehre von der friedlichen Entwicklung der Menschen in einer freien Gesellschaft.“
Diese Sätze stammen aus der Feder des großen, vor drei Jahren verstorbenen Freiheitsautoren Roland Baader. Er trifft damit den Kern des Liberalismus. Anders als Kommunisten oder Sozialisten, die stets davon träumen den „Neuen Menschen“ zu schaffen und für diesen Traum bereit waren und sind(!), die „alten“ Menschen in einem Meer aus Blut zu ertränken, akzeptiert der Liberale die Menschen so, wie sie sind. Darin unterscheidet er sich auch von den Konservativen, mit denen er zwar durchaus Anknüpfungspunkte innerhalb seines Wertekatalogs hat, aber anders als der Konservative will er diesen Wertekatalog niemandem aufzwingen, schon gar nicht mit Hilfe des Staates.
Der Liberale nimmt hin, dass manche faul und andere fleißig sind, einige schön und andere hässlich sind, jene klug und diese dumm sind. Ihm ist klar, dass jeder Mensch seinen ganz eigenen Lebensentwurf hat und er respektiert dies. Unter der Voraussetzung – dies ist eine essentielle Einschränkung – dass ihm (bzw. irgendjemandem sonst) dieser fremde Lebensentwurf nicht aufgenötigt wird und er nicht gezwungen wird, sich oder seine Schaffenskraft für diesen anderen fremden Lebensentwurf zur Verfügung zu stellen. Freiwilliges Engagement ist hierdurch keinesfalls ausgeschlossen, ganz im Gegenteil.
Wer diesen Kern des Liberalismus einmal wirklich begriffen hat, der kann – so er denn ein vernunft- und gefühlsbegabtes Wesen ist – gar nicht mehr anders, als selbst zum Liberalen zu werden, entsprechend zu handeln beginnen und für die Freiheit jedes einzelnen einzutreten.
Freiheit bedeutet jedoch nicht, dass damit ein süßes, sorgloses Leben beginnt – im Gegenteil: Freiheit ist unbequem, in jeder Hinsicht. Wie schwer fällt es uns doch bereits, den Nachbarn, den Bekannten, ja sogar den Freunden oder dem Partner dieselbe Freiheit zuzugestehen, die wir uns selbst einräumen – insbesondere dann, wenn diese Freiheit ihren Ausdruck in Lebensentwürfen findet, die nicht mit unseren Vorstellungen konform gehen.
Der wahre Grund aber, weshalb viele Menschen die Freiheit scheuen, ist in der Tatsache zu suchen, dass Freiheit vor allem bedeutet, selbst für sich verantwortlich zu sein. Die Last der Verantwortung für sein eigenes Leben und dessen Entwicklung zu übernehmen und zu tragen, ist sogar noch viel unbequemer als fremde Lebensentwürfe hinzunehmen. Kein Wunder also, dass so viele Menschen immer noch und immer wieder neu dem süßen Gift der Staatsflüsterer erliegen.
„Ich sorge für Dich“ heucheln jene, „Um nichts musst Du Dich kümmern – dein Wohl liegt uns am Herzen“ so gewinnen sie die Furchtsamen und Angstvollen. An sich wäre dies nicht weiter tragisch. Schließlich inkludiert Freiheit auch die Möglichkeit, diese (freiwillig!) abzugeben und sich der Führung durch eine dritte Partei zu unterstellen. Das Problem hieran ist nur, wenn sich jene dem Staat unterstellen, sich der Staat mehr und mehr anmaßt, alle führen zu wollen – auch und gerade jene, die eigentlich lieber frei und ungeführt durchs Leben schreiten würden.
Roland Baader hat dies klar und deutlich erkannt und daher immer und immer wieder gemahnt und vor dem ausufernden Staat gewarnt. Kaum jemand in der jüngeren Vergangenheit hat dies mit solcher Klarheit und so spitzer Feder formulieren können wie er. Wie klar Baader die Entwicklung, der wir heute gegenüber stehen, bereits vor über 20 Jahren sah, zeigt sein Buch „Kreide für den Wolf“. Während sich die Welt in den frühen 1990er Jahren über das Ende des realexistierenden Sozialismus in Europa freute und mancher Autor bereits vom Ende der Geschichte schwadronierte, sah Baader in schmerzlicher Deutlichkeit, dass der Kommunismus keinesfalls tot war. Vielmehr hatte er sich eben nur verstellt, um als bald mit umso größerer Macht zurückzukommen. Das Buch, dessen physische Ausgabe vergriffen und wenn überhaupt nur mehr antiquarisch erhältlich ist, sei jedem nur wärmstens empfohlen.
Unermüdlich wies Baader darauf hin, dass jener Wolf sich vor allem von einem nährt: Dem Papiergeldsystem. Dies macht es dem Kartell aus Staat, Zentralbanken und Geschäftsbanken erst möglich, sich mittels süßer Versprechen die Stimmen der Bürger zu kaufen. Tatsächlich jedoch lassen sie jenen höchstens ein paar Brotkrummen zukommen, während über 90% der Seigniorage aus der Geldschöpfung via Kredit bei den Geschäfts- und Zentralbanken verbleiben. Die Bürger hingegen, insbesondere jene, die weit von der Geldschöpfungskette entfernt stehen (Cantillon-Effekt), zahlen via Kaufkraftverlust den Preis hierfür.
Baader hat zeitlebens vor dem Scheingeldsystem gewarnt (höchst lesenswert seine Bücher „Geldsozialismus“ sowie „Geld, Gold und Gottspieler“) und deutlich darauf hingewiesen, dass hier des Pudels Kern zu suchen sei. Erst wenn den Bürgern die Macht über das Geldsystem zurückgegeben werde, können sie sich daran machen, ihre Freiheit zurückzuerobern und danach aufrechtzuerhalten.
Zu präferierende Geldsysteme waren für Baader entweder ein Goldstandard, der seit knapp 5.000 Jahren immer die Wahl freier Märkte war, oder auch ein free-banking System, wie es Friedrich-August von Hayek vorschlug. Bei diesem könnten dann beispielsweise Bitcoins ebenso eine Rolle spielen wie Zeitkonten, Tauschringe, Silberwährungen, von Industrieunternehmen emittiertes Geld (gedeckt durch die Vermögenswerte des jeweiligen Unternehmens) oder sogar das Gesell’sche Schwundgeld (wenn es denn jemand verwenden mag). Welches System sich am Ende herausbilden würde, war für Baader weniger wichtig als der Aspekt, dass dies in
Freiheit und Freiwilligkeit geschehe. Gerade in der essentiellen Frage des Geldsystems trat er stets mit klarer, deutlicher und lauter Stimme für die Freiheit ein.
Angesichts des heutigen Geldsozialismus vermissen wir seine Stimme aufs Schmerzlichste...
Quelle: Freitagsgedanken, von Dagmar Metzger, Steffen Schäfer und Christian Bayer, Liberale Vereinigung