Die Leipziger Volkszeitung zu Stoiber/CSU
Archivmeldung vom 09.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine lahme Ente ist im Vergleich zu Edmund Stoiber - in seiner derzeitigen Verfassung - ein putzmunteres Wesen. Es gleicht den Zeiten verblichener Treueschwüre des sowjetischen Politbüros für ihre scheintoten Kremlfürsten, was die bayerische CSU für ihren einst mächtigsten Alpenfürsten in Bewegung setzt.
Die Solidaritätserklärungen der Hierarchen, die demonstrativen
Kreuther Versuche, über neue Sachfragen statt über das immer wieder
neu belebte Stoiber-Drama zu reden, die persönlichen Verbeugungen
aller, die hinter Büschen kauern, können über eines nicht
hinwegtäuschen: Stoiber gehört nicht mehr zu den Handelnden in der
Politik, er ist ein Getriebener. Mal von Frau Pauli, mal von der
Landesgruppe, mal von der Kanzlerin und immer öfter auch von den
Demoskopen. Die bescheinigen dem einstigen Schwergewicht, wie
anerkannt die CSU ist und wie wenig man ihn als Chef noch schätzt.
Vom Alpenfürst zum Alpenklotz - Stoiber ist ein größtmöglicher
Schadensfall für seine Christsozialen.
Der Angsthasen-Edi, der sich nicht einmal rechtzeitig traute, sich
mit einer einfachen Fürther Landrätin zu treffen, um über Führung und
Verantwortung zu reden, ist die Nummer eins auf Bewährung. Die Zeit
dafür wird nicht am Abend der Landtagswahl im Jahr 2008 genommen.
Schon im Frühsommer diesen Jahres wird es sich zeigen, ob Stoiber
nicht nur Frau Pauli und ihrem Basis-Management gewachsen ist,
sondern ob ihn die Bayern und die Berliner große Koalition noch für
unverzichtbar halten, um die CSU als Einflussfaktor zu positionieren.
Ein hasenherziger, selbstverliebter Parteiführer und Regierungschef
namens Stoiber beschimpfte 2005 die Wähler im Osten, brüskierte mit
seinen Ministerplänen Freund und Feind, bewies bei der laufenden
Gesundheitsreform, dass er nicht über die notwendige Führungskraft
verfügt. Und immer sollen die anderen die größere Schuld am
Misslingen Stoiberscher Projekte gehabt haben. Das ist nicht einmal
mehr unter Betonung einer besonderen folkloristischen Note lustig. Es
nervt ganz einfach. Nicht nur den politischen Gegner, nicht nur die
Bürger, die Stoiber benennen, wenn es um Politikverdrossenheit geht.
Der "Tag X", an dem der Wechsel in Bayern stattfindet, mag unter
Koalitionsgesichtspunkten noch Jahre und Jahrzehnte entfernt sein.
Die SPD krebst an der 20 Prozent-Marke herum, Liberale und Grüne
können gar nicht so viel gewinnen, um die Zwei-Drittel-Staatspartei
in echte Verdrückung zu bringen. Der einzige Hoffnungsträger für die
Wechsel-Interessierten heißt heute Edmund Stoiber. Deshalb lobt
FDP-Boss Westerwelle den CSU-Chef als denkbar besten Kandidaten.
Schlimmer geht's nimmer für einen, der einmal bei Franz Josef Strauß
in die Lehre gegangen ist.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung