WAZ: Kein großer Wurf - Kommentar zum Verpackungsmüll
Archivmeldung vom 28.02.2017
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Freigeschaltet durch André OttEs gibt wohl kaum ein Alltagsthema, bei dem Anspruch und Wirklichkeit soweit auseinanderklaffen wie beim Müll. Das gilt gesamtgesellschaftlich und politisch. Es gilt aber auch im ganz persönlichen Umgang mit den Hinterlassenschaften unserer Konsumgesellschaft.
Ja, wir sind die Mülltrenner-Nation par excellence. Aber auch in der Müllproduktion liegen wir ganz weit vorn. Unser Entsorgungssystem wirkt komplex wie die Quantenmechanik. Und genauso undurchschaubar: Wer was wann wohin entsorgt und wie viel Geld er damit am Ende verdient, das ist für Normalbürger nicht mehr nachzuvollziehen. Zu allem Überfluss ist es auch mehr als 25 Jahre nach der ersten Verpackungsverordnung der Bundesrepublik nicht gelungen, nachhaltig an den Recyclingquoten zu drehen.
Das alles ist kein Ruhmesblatt. Auch das geplante Verpackungsgesetz von Umweltministerin Barbara Hendricks ist kein großer Wurf, sondern eher der sprichwörtliche Spatz in der Hand. Das Ringen darum, wie man die wachsenden Müllberge unserer Wohlstandsgesellschaft in den Griff bekommt, wird weiter gehen. Aus der Verantwortung stehlen, kann sich dabei niemand.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots) von Michael Kohlstadt