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LVZ: Obama trägt die Last der Hoffnung

Archivmeldung vom 21.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Barack Obama verkörpert den Traum von einem gerechteren Amerika und soll ihn für viele andere wahr werden lassen. Dass ein schwarzer Politiker gestern den Eid für das machtvollste Amt der Welt geschworen hat, ist historisch und Teil dieses American Dream.

Es sendet zudem ein nicht zu unterschätzendes Signal an die Dritte Welt. Nichts führte deutlicher vor Augen als der gewaltige Auflauf gestern, was dem 44. US-Präsidenten schon vor Amtsantritt gelungen ist: Obama hat mit seinem Charisma Aufbruchstimmung verbreitet, Gräben zugeschüttet und ein großes Wir-Gefühl erzeugt. Der 47-Jährige versprach nicht nur, überparteilich zu arbeiten, sondern praktiziert es auch, behält George Bushs Verteidigungsminister Robert Gates und ernennt den erfahrenen General James Jones zum Nationalen Sicherheitsberater. Die Republikaner halten sich zurück mit Kritik. Viele drücken ihm sogar die Daumen. Die Menschen in den USA vereint die Sehnsucht nach einer Führung, die den Weg aus der Misere weist. Denn die Probleme, die der demokratische Präsident übernimmt, erreichen auch historische Dimensionen. Die USA stecken tief in einer Wirtschafts- und Finanzkrise und laborieren an einem ramponierten Image. Obama hängt in zwei Kriegen fest, die sein Amtsvorgänger begann, ohne einen Wiederaufbauplan zu haben. Der Nahe Osten kann jederzeit erneut auflodern. Der Atomstreit mit dem Iran verlangt ebenso ein neues Herangehen wie die Lage in Pakistan. Das Verhältnis zu Russland braucht stabilere Füße, die Nato will in ihrem 60. Gründungsjahr auch endlich wissen, wo es lang geht. Und die Europäer setzen, wie Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier unterstreichen, auf mehr transatlantische Kooperation. Was also wird nach Pop und Pathos bleiben vom Phänomen Obama? Ein Pragmatiker und Vermittler, der nüchterne Politik macht. Schon jetzt diktiert ihm die Finanzkrise andere Prioritäten, muss er seine Wahlversprechen, wie die Gesundheitsreform, hintenan stellen. Er will Amerika zu alter Größe führen, daran gibt es keinen Zweifel, aber er setzt dabei im In- und Ausland mehr auf Dialog als auf Konfrontation. Und er wird die Amerikaner, wie gestern, immer wieder daran erinnern, dass er den Wandel nur mit ihnen gemeinsam schaffen kann. Das ist die Botschaft von "Yes, we can!", die am Tag der Vereidigung die Nation einte. Obama genießt das Vertrauen der Amerikaner. Das ist die wichtigste Rückenstärkung für die Zeit, in der die Hoffnung zur Last wird. Und die hat für Obama gestern Abend schon begonnen.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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