Westfalenpost: In der Sackgasse EU ringt um Textilquote und mit sich selbst
Archivmeldung vom 30.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Gezerre um Textilquoten für China ist eine Blamage für die EU. Dass Brüssels Offizielle der Modebranche rasche Hilfe versprechen, zeugt von Hilflosigkeit - eine Lösung ist es nicht. Die war aus den Verhandlungen mit Peking auch nicht zu erwarten. Nicht die Chinesen sind schuld, dass sich in Europas Häfen beschlagnahmte Kleidung stapelt und der Textilhandel Sturm läuft. Diesen Schlamassel hat sich die EU selbst eingebrockt.
Das Staatenbündnis ist in der Textilquoten-Frage tief gespalten. Und
doch ist es Südeuropas Textillobby gelungen, den Rückfall in die Zeit
des Protektionismus in Brüssel durchzusetzen - zum Schaden von
Verbrauchern und Händlern in der EU. Dass die Kontingente viel zu
niedrig angesetzt wurden, ist ein peinlicher Fehler, der das Problem
nur noch verschärft hat.
Aus dieser Sackgasse führt nur die radikale Kehrtwende. Heißt:
Abschaffung der Quoten und Freigabe des Textilhandels mit China, wie
in der WTO beschlossen. Es gilt, die Südeuropäer zu überzeugen, dass
Kontingente nicht ihre eigene Textilindustrie schützen, sondern eher
Chinas Konkurrenten in Asien stärken. Die EU muss beweisen, dass sie
in der Lage ist, sich der Globalisierung zu stellen. Ein fauler
Kompromiss, der das Problem nur in die Zukunft verschiebt, wäre ein
Armutszeugnis.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost