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Börsen-Zeitung: Mangel an Controlling

Archivmeldung vom 13.06.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die Deutsche Post hat ein ernstes Controlling-Defizit. Dass Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes jetzt den Dax-Konzern verlassen muss, nachdem er erst Anfang April nach vielen Jahren als Chef der Kernsparte PeP (Post, E-Commerce, Pakete) überraschend auf den neuen Posten für die Entwicklung von Angeboten (Incubations) versetzt wurde, offenbart, dass das wahre Ausmaß der Probleme erst jetzt erkannt wurde.

Zwar wird ihm hinterhergerufen, er habe die PeP-Sparte "über mehr als ein Jahrzehnt sehr erfolgreich entwickelt", tatsächlich dürften aber Aufsichtsrat und CEO Frank Appel Gerdes für die aus dem Ruder laufenden Kosten seines alten Bereichs verantwortlich machen. Dass die Trennung "aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die strategische Schwerpunktsetzung" erfolgt, klingt wenig glaubwürdig. Schließlich waren es Versäumnisse in seiner alten Wirkungsstätte, die zu der jüngsten Gewinnwarnung geführt hatten.

Der ungebrochene Boom im Online-Handel, der das Paketvolumen immer weiter steigen lässt, ist Teil des Problems. Denn mit dem Anstieg der Löhne für die Paketboten hielt die Produktivität nicht mit, zumal die Post ihre Zusteller besser bezahlt als die Wettbewerber Hermes (Otto Group), DPD (La Poste, Frankreich) und GLS (Royal Mail, Großbritannien). Und in Zeiten elektronischer Kommunikationsmittel wird der klassische Brief immer seltener genutzt.

Nun soll der Verwaltungsapparat verkleinert werden. Verbeamtete Mitarbeiter, die besonders hohe Kosten verursachen, sollen vorzeitig in den Ruhestand gehen; davon gibt es bei der Post noch etwa 30000. Das soll zwar künftig eine Entlastung von rund 200 Mill. Euro pro Jahr bringen, zunächst sind 2018 dafür aber Aufwendungen von 500 Mill. eingeplant.

Wie Post-Chef Appel schon am Freitag einräumte, als die Gewinnprognose für diesen Turnus gekappt wurde, hat man seit Jahren zu wenig in die Weiterentwicklung des operativen Geschäfts investiert. Nun sollen hunderte Millionen Euro in die Digitalisierung gesteckt werden. Zudem wird wohl an einer Bündelung von Brief- und Paketzustellung gearbeitet. Mit diesem Spar- und Investitionsprogramm hofft Appel, das Gewinnziel für 2020 von 5 Mrd. Euro (Ebit) noch zu erreichen. Dieses Jahr werden nur noch 3,2 (i.V. 3,74) Mrd. Euro erwartet. Doch selbst wenn diese inzwischen überaus ehrgeizige Vorgabe erreicht wird - eine Portoanhebung für Briefe und Pakete wäre dafür unumgänglich -, muss sich Appel fragen lassen, warum die PeP-Sparte so lange vernachlässigt wurde.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Martin Dunzendorfer

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