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WAZ: Dieser Euro wird zu Europas Risiko

Archivmeldung vom 20.06.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.06.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Gerade als Europäer muss einem angst und bange werden. Die Mehrheit der Deutschen hält, zu Recht, Griechenland für ein bodenloses Fass. Die Mehrheit der Griechen bedankt sich nicht für die Hilfe, sondern verbittert generalstreikend über die damit verbundenen Spar-Bedingungen, die die Armen und die Mittelschicht ärmer machen und die Oberschicht kalt lassen.

Mit anderen Worten: Helfer und Hilfe-Nutznießer kommen sich nicht näher, sondern driften auseinander. Die Hilfen stiften keinen Frieden, sondern wachsenden Verdruss auf beiden Seiten. Das ist gefährlich und wird durch den Schlingerkurs der Spitzenpolitiker in Europa auch nicht besser, sondern schlimmer. Jetzt redet der Luxemburger Juncker, einst Mister Europa, auch noch Italien und Belgien an den Rand der Katastrophe.

Schon scheint klar: Europa wird nicht europäischer, sondern nationaler. Die große Idee, Europa über die Währung unumkehrbar zu machen, steht vor dem Scheitern. Europa als Währungsunion ohne politische Union, das funktioniert nicht. Und jene, die wie Wirtschafts-Nobelpreisträger Friedman, schon vor 20 Jahren vor diesem Experiment warnten, scheinen bedauerlicherweise Recht zu behalten. Ohne den Euro würden die Griechen in der jetzigen Situation ihre Drachme abwerten, wenig bis nichts würde passieren. Das geht aber nun nicht mehr. Und weshalb? Weil Politik, gut gedacht, schlecht gemacht, sich gegen wirtschaftliche Grundgesetze gestellt hat.

Schuld haben keineswegs nur diverse griechische Regierungen, die zuerst ihr eigenes Volk und dann den Rest Europas belogen und betrogen haben. Schuld haben auch die Regierungen in Paris und Berlin, die alles wussten und doch nichts unternahmen. Die europäische Versprechen gleich reihenweise brachen, voran jenes, wonach ein blühender Staat einen welken nicht heraushauen darf.

Die Anzeigen-Kampagne diverser Groß-Unternehmen ist vor diesem Hintergrund wohlfeil. Sie werben in eigener Sache. Wichtiger als Beschwörungen und Durchhalteparolen wäre, dem Volk mit einem Plan zu kommen. Denn es geht ja nicht um abstrakte Staatsknete oder das Geld von Banken, sondern es geht immer und so gut wie ausschließlich um das Geld der Steuerzahler. Der heutigen und ihrer Kinder.

Fazit: Es ist ein Jammer. Der Euro, der Europa sichern sollte, wird zu seiner größten Gefahr. Mit Weiterwursteln à la Merkel/Sarkozy ist es nicht mehr getan.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)

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