Neues Deutschland: zum NATO-Gipfel
Archivmeldung vom 29.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOb die Speisen beim Arbeitsessen gestern Abend in Riga gemundet haben, war sicher Geschmackssache. Politisch aber scheint dieser NATO-Gipfel allen Teilnehmern irgendwie auf den Magen zu schlagen. Selbst von einer Krise des Nordatlantikpaktes ist die Rede.
Sie entzündet sich vordergründig am Brandherd Afghanistan. Dort
droht fünf Jahre nach dem vermeintlichen Sieg über die
radikal-islamischen Taliban ein neues Irak, und Washington ruft vor
allem mit Unterstützung der treuesten Vasallen in London nach mehr
Soldaten für seinen Feldzug im Süden des Landes. Das Echo jedoch ist
schwach, und der Druck gerade auf das sich sträubende Berlin wächst.
Ein wirksames Konzept für den Wiederaufbau und eine nachhaltige
Entwicklung überall am Hindukusch dagegen gibt es nicht.
Die westliche Allianz ist aber nicht nur in Sachen Afghanistan
heillos zerstritten. Erneut steht die Sinnfrage für das mächtigste
Militärbündnis der Welt im Raum und damit die nach der künftigen
Strategie der NATO. Weltgendarm wolle sie nicht sein, wie immer
wieder beteuert wird. Doch tut der Pakt mit seiner schon bald Gewehr
bei Fuß stehenden Schnellen Eingreiftruppe alles, um genau diese
Rolle künftig jederzeit an jedem Ort spielen zu können. Ein
»globalisierter« Nordatlantikpakt also, der schon allein wegen des
Menetekels Afghanistan Angst und Bange macht: Dort produziert er vor
allem mehr Terror und Unsicherheit.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland