Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum 80. Geburtstag von Karlheinz Böhm
Archivmeldung vom 15.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÜberall in Deutschland, Österreich und der Schweiz wird er jetzt, aus Anlass seines 80. Geburtstages, wieder gefeiert. Karlheinz Böhm, der Wohltäter, der Menschenfreund, der Äthiopienhelfer, der Gründer der Organisation »Menschen für Menschen«. In dem über Jahrzehnte von Krisen gebeutelten Land am Horn von Afrika wird »Mister Karl« geliebt wie kaum ein anderer, wurde der weiße Ex-Schauspieler schon vor Jahren mit der Ehrenstaatsbürgerschaft geehrt.
Er muss wohl ein Supermann sein, dieser Karlheinz Böhm. Wie sonst könnte einer 320 Millionen Euro an Spenden zusammentragen, um den Armen beim Aufbau menschenwürdiger Lebensumstände zu helfen? Ja, seine Lebensleistung in diesem Punkt ist sensationell. Und doch, ein Supermann ist er gewiss nicht. Im Gegenteil - es wäre das Letzte, was Böhm selbst über sich hören möchte. Der Mann weiß um seine Schwächen. Sohn aus großbürgerlichem Hause, Star des deutschen 50er-Jahre-Films, später über Jahre in der beruflichen und nach drei gescheiterten Ehen auch in der privaten Krise, dann mit dem Regie-Revolutionär Rainer Werner Fassbinder plötzlich wieder da, aber doch ganz anders als zuvor - Böhms Leben kannte die Höhen und Tiefen, als er 1981 bei »Wetten, dass...?« mit seiner legendären Wohltätigkeitswette unbewusst den Grundstein für »Menschen für Menschen« legte. Mit damals 53 Jahren und ohne jede Erfahrung in karitativer Tätigkeit, krempelte der Mann sein Leben komplett um - und fand dabei die Rolle seines Lebens. Nun wird er dafür gefeiert. Doch seine Erfolgsgeschichte transportiert mehr. Zum Beispiel, dass ein jeder in jeder Phase seines Lebens zu der Erkenntnis kommen kann, dass Einsatz für andere nötig ist und sich auch lohnt. Niemand muss Karlheinz Böhm heißen, um wirksam zu helfen. Und niemandes Hilfe muss sich an den Millionen messen, die er sammelt. Und schon gar niemand muss nach Äthiopien gehen, um zu helfen. Es gibt vor der eigenen Haustür genug zu tun. Das zeigen Menschen wie der Berliner Pfarrer Bernd Siggelkow, um nur einen zu nennen. 1995 begann er im Problemstadtteil Hellersdorf, Kinder von der Straße zu holen, ihnen ein Essen zu geben, mit ihnen zu reden, ihnen zu vermitteln: »Es ist jemand für euch da!« »Archen« nach dem Hellersdorfer Beispiel arbeiten inzwischen in weiteren deutschen Städten, weil Menschen sich ehrenamtlich für andere und damit für den Glauben an das Gemeinwesen - ob lokal, national oder global - einsetzen. Eine Lebensleistung, über die mit Respekt gesprochen wird - jeder Mensch hat die Chance, sie mit bescheidenem Einsatz zu erbringen. Ob als Ehrenamtlicher im Verein, in der Kirche, in einer Organisation, als Aufrechter in der Politik, als Gerechter am Arbeitsplatz - oder auch einfach nur als steuerehrlicher Millionär. Der Lohn für Karlheinz Böhm wie die Millionen anderen, unbekannten Helfer, ist übrigens derselbe: Sie schöpfen Kraft, Zuversicht, Glück, kurz Leben aus dem, was mit ihrer Hilfe entstanden ist. Auch in Liechtenstein ist das alles für Geld nicht zu bekommen.
Quelle: Westfalen-Blatt