Westfalenpost: Keine klare EU-Linie in der Kosovo-Krise
Archivmeldung vom 02.04.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Europäische Union steht im Kosovo vor einer der größten Krisen-Missionen ihrer Geschichte. Ausreichend Geld und Personal mögen bereitstehen, um einen modernen und demokratischen Staat aufzubauen. Das Wichtigste fehlt allerdings: Weder die Architektur noch eine sichere Statik für ein stabiles neues Haus Kosovo sind in Sicht.
Zwar haben sich bereits die Nato, das EU-Parlament und die USA
hinter den Plan des UN-Sondergesandten Ahtisaari für eine "überwachte
Unabhängigkeit" gestellt. Aber solange sich Serbien dagegen wehrt,
die mehrheitlich von Albanern bewohnte Teilrepublik aus seinem
Staatsverband zu entlassen, pocht Moskau auf sein Vetorecht.
Zwar wurde EU-Ratspräsident Steinmeier beim Außenminister-Treffen in
Bremen nicht müde zu betonen, dass es die angestrebte "gemeinsame
europäische Position" gebe. Leider wirkt diese alles andere als
überzeugend. Denn mit Griechenland, Rumänien und vor allem der
Slowakei gibt es schon drei Mitglieder, die ausscheren. Bremen war
allenfalls ein formelhafter Minimalkompromiss.
Das ist aber viel zu wenig, damit die EU entscheidenden Einfluss
nehmen kann auf die morgen beginnenden Verhandlungen des
Weltsicherheitsrates. Erschwerend kommt der Faktor Zeit hinzu. Das
Kosovo ist ein morsches Provisorium, in dem trotz internationaler
Überwachung Waffenschieber, Drogenhändler und Mafiosi das Sagen
haben. Zum serbischen Übermut gesellt sich die Ohnmacht der Albaner,
die auf echte Unabhängigkeit dringen anstelle eines EU-Protektorats.
Der Preis, den die EU im Falle eines Scheiterns zahlen muss, ist
hoch.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost