RNZ: 90-80-11
Archivmeldung vom 15.07.2010
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 15.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHannelore Kraft hat es geschafft. Sie wurde im zweiten Wahlgang zur ersten Ministerpräsidentin Nordrhein-Westfalens gewählt. Aber Traummaße sind das nicht, die die Kür ermöglichten: 90 rot-grüne Ja-Stimmen, 80 schwarz-gelbe Nein-Stimmen und 11 dunkelrote Enthaltungen. Keines der Lager hat sich also bewegt, alle stimmten nach Parteilinie. Ein Vorgeschmack auf die nächsten fünf Jahre - oder vier, oder drei, zwei, eins?
In den Reihen der SPD wird argumentiert, das rot-grüne Bündnis werde halten, weil Rot-Grün der Linken näherstehe als Schwarz-Gelb. Doch nach dieser Logik hätte man auch koalieren können. Das wollte Frau Kraft aber nicht, weil die Linke koalitonsunfähig sei - tolerierungsfähig aber schon? Jedenfalls: Die Ministerpräsidentin liefert sich den NRW-Linken kompromisslos aus - und die werden das nutzen. Die Ankündigung, mal könne doch die CDU zustimmen, dann wieder FDP oder Linke - das ist politikfernes Wunschdenken. Kommt es hart auf hart, bleibt nur die Linke als Abnick-Koalitionspartner. Eine Weile wird das funktionieren, alleine schon weil alle drei - Linke, SPD und Grüne - von der neuen Blockademacht im Bundesrat profitieren. Fraglich nur: Wendet sich erst das Publikum angewidert ab oder scheitert zuvor der rot-grüne Dreier an sich selbst?
Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung