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Börsen-Zeitung: Trostpreise für Stakeholder

Archivmeldung vom 21.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zu den Verlautbarungen der Deutschen Börse über das abgelaufene Geschäftsjahr und die Aussichten hat die Reaktion des Aktienmarktes am Dienstag nicht so richtig gepasst. Das Unternehmen legte ein Rekordergebnis vor, übertraf im vierten Quartal die Erwartungen der Analysten und kündigte für den laufenden Turnus die nächste Ergebnis-Bestmarke an. Dennoch geriet die Aktie unter Druck.

Die Ansprüche des Marktes waren einfach noch höher. Die avisierte Dividende von 2,10 Euro blieb hinter der Konsensprognose zurück. Zudem war zuvor über eine Sonderdividende spekuliert worden. Grund zur Unzufriedenheit besteht aus Sicht der Anteilseigner indes nicht. Der nach Angaben des Unternehmens sehr gute Start ins Jahr mit rekordhohen börslichen Handelsaktivitäten hat in Verbindung mit den Kostensenkungsmaßnahmen längst die Voraussetzungen für die Fortsetzung der Rekordjagd der Deutschen Börse geschaffen. Damit wird auch der Spielraum für Ausschüttungen weiter steigen. Die Deutsche Börse hat darüber hinaus avisiert, dass sie über Dividenden und Rückkäufe überaus großzügig auszukehren gedenkt. Die Schwäche der Aktie des Marktbetreibers dürfte daher allenfalls vorübergehender Natur sein.

Weniger gut kommen die übrigen Stakeholder weg. Der Verweis auf die Förderung des Center for Financial Studies und anderer edler Projekte sind ein schwacher Trost für die Stadt Frankfurt, die durch die Verlegung der Konzernzentrale umfangreiche Einnahmeverluste erleidet. Mit Trostpreisen müssen sich vorerst auch die Kunden begnügen. Angesichts der Großzügigkeit, die gegenüber den Aktionären gezeigt wird, kann der Hinweis auf die Entgeltobergrenze für volumenstarke Handelsteilnehmer und die Verbesserungen im Dienstleistungsangebot der Deutschen Börse nicht vollends zufrieden stellen.

Es ist daher absehbar, dass die Diskussion um eine vermeintlich unzureichende Weitergabe von Skaleneffekten an die Kunden in Form niedrigerer Handelsentgelte weitergehen wird. Die außerbörslichen Plattformen, die von Bankenkonsortien nun auch im Derivatebereich initiiert werden, sind nicht Ausdruck einer ausgeprägten Lust der Kreditwirtschaft, ins Börsenbetreibergeschäft zu expandieren. Dahinter steckt vor allem das Interesse, die Kosten im Wertpapier- und Derivatehandel weiter zu drücken.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Christopher Kalbhenn)

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