Ausweg, Kommentar zur Weltwirtschaft
Archivmeldung vom 07.04.2021
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićSatte 6 Prozent globales Wachstum prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF) für dieses Jahr, und noch einmal rund 4,5 Prozent für 2022. Natürlich gehört zur ganzen Wahrheit, dass die meisten Volkswirtschaften nach dem coronabedingten Rekordeinbruch erst 2022 oder sogar erst 2023 wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen werden. Trotzdem wird tatsächlich der Ausweg aus dieser beispiellosen Gesundheits- und Wirtschaftskrise zunehmend sichtbar, wie IWF-Chefvolkswirtin Gita Gopinath sagt.
Dann muss aber auch der Ausweg aus den beispiellosen Hilfen der Staaten und Zentralbanken zunehmend sichtbarer werden - auch, um eine künftige abrupte und gefährliche Kehrtwende zu vermeiden.
Aktuell sind es vor allem China und die USA, die als Konjunkturlokomotiven die Weltwirtschaft mitziehen - im Fall der USA befeuert von Fiskalhilfen, die teils sogar zu viel des Guten sind. Aber selbst für Euroland stehen trotz Impfdebakels und neuerlicher Lockdowns die Zeichen auf wirtschaftliche Erholung - spätestens im zweiten Halbjahr. Natürlich ist die Unsicherheit weiter extrem groß und es ist ein Wettrennen zwischen Virus und Impfungen. Rückschläge sind sicher nicht auszuschließen. Für Schwarzmalerei und Defätismus besteht aber aktuell kein Grund.
Die verbesserte Wirtschaftslage muss aber auch Implikationen für die Wirtschaftspolitik haben: Wo 2020 die weltweite "Whatever it takes"-Mentalität in weiten Teilen absolut angemessen war, braucht es nun im ersten Schritt sehr viel gezieltere Hilfen für Unternehmen und Haushalte. Dabei müssen viel stärker kleine und mittlere Unternehmen im Fokus stehen. In einem zweiten Schritt muss es dann aber auch darum gehen, die Hilfen allmählich zu beenden. Das gilt auch für die Job- und Liquiditätshilfen. Für die lebensfähigen Unternehmen etwa macht statt Liquiditätshilfen wie Krediten eigenkapitalähnliche Unterstützung Sinn. Aber der Staat kann auch nicht jede Firma retten.
In jedem Fall dürfen und können die Krisenmaßnahmen nicht zur Dauereinrichtung werden. Mag so mancher Ökonom auch anderes behaupten, eine stetig steigende oder dauerhaft hohe Staatsverschuldung ist alles andere als ungefährlich - weil sie die finanzielle Vulnerabilität erhöht. Und auch eine auf Dauer ultraexpansive Geldpolitik birgt enorme Risiken - nicht zuletzt für die Finanzstabilität.
Es geht jetzt nicht um einen überstürzten Ausstieg. Aber es geht darum, jetzt eine Strategie für den Exit zu entwickeln. Sonst droht perspektivisch ein solcher rascher und unerwarteter Kurswechsel, den gerade alle so sehr fürchten - samt gravierendem ökonomischem Schaden.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Mark Schrörs