WAZ: Der Anti-Raucher-Plan der EU
Archivmeldung vom 30.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWir können uns vorstellen, wie Helmut Schmidt und sein Freund Giscard d'Estaing in den 70er-Jahren in ihre Sessel geschmiegt die Sache der EU voranbrachten. Und dass dabei mancher Glimmstängel im Dienst eines vereinten, friedlichen und prosperierenden Europas in Rauch aufging.
Jetzt will dieselbe EU denselben Schmidt (oder andere Prominente, die gerne mal provozierend zur Zigarette greifen) für diese Leidenschaft abstrafen. Sie sollen mit "aufsehenerregender Strafverfolgung" belangt werden, die abschreckt. Man malt sich geradezu den Pranger aus, der da auf dem Bergedorfer Markt aufgestellt wird. Gehört sich so eine mittelalterlich anmutende Hatz? Nein.
Aus Sicht eines nie verführten Nichtrauchers: Niemand bestreitet, dass Passivrauchen schädigt. Brüssel nennt 19 000 Todesopfer im Jahr, die Krankheiten zum Opfer fallen, die durch Mitinhalieren entstanden.
Aber unabhängig von der Belastbarkeit der Hochrechnung gibt es bessere Wege, Tabakkonsum zu senken. Es helfen: Überzeugung. Punktuell Gesetze. Auch eine spürbare Steuerbelastung, um Gesundheitskosten zu dämmen, die dem Rauchen angelastet werden können. Es hilft nicht: Zwang. Und verbales Ausrasten aus purer Lust am Spaßbremsen schadet der europäischen Idee.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung