Südwest Presse: Kommentar zu Daimler-Chrysler
Archivmeldung vom 08.08.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlEs geht also doch. Die Werksleitung in Untertürkheim und der Betriebsrat haben sich auf flexible Arbeitszeiten geeinigt und damit Zusatzbeschäftigung ins Haus geholt, die 400 Jobs sichert. Was doch öffentlicher Druck ausmachen kann.
Erst als darüber
berichtet wurde, dass es selbst heutzutage nicht möglich sein soll,
notfalls den Samstag zu opfern, um den Arbeitsplatz zu retten, erst
dann bewegten sich Arbeitgeber und -nehmer aufeinander zu.
Natürlich fällt es Mitarbeitern schwer, auf Freizeit zu verzichten,
wenn andere - Familie, Freunde, Bekannte - freie Zeit haben. Und
natürlich haben die Gewerkschaften ein großes Problem damit, das zu
opfern, was sie in den 50er und 60er Jahren hart und wortgewaltig
erkämpft haben. "Samstags gehört Papi mir", passte in Zeiten, in
denen es mehr Beschäftigung als Mitarbeiter gab. Heute ist es
umgekehrt. Deshalb müssen sich die Gewerkschaften dieser Zeit genauso
anpassen, wie sie damals von anderen, den Arbeitgebern, Anpassungen
verlangten.
Der Betriebsrat in Untertürkheim hat dies gerade noch rechtzeitig
erkannt. Und er hat gemeinsam mit der Werksleitung eine
Sprachregelung gefunden, die für die Arbeitnehmervertreter keinen
Gesichtsverlust und keine bedingungslose Aufgabe der eigenen Position
bedeutet. Wer noch mitreden kann, wann und wie länger oder zu
ungeliebten Zeiten gearbeitet wird, hat ja noch einen Trumpf in der
Hand.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse