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Ostsee-Zeitung: Kommentar zum Energiestreit mit Polen

Archivmeldung vom 11.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Oberhalb der Tischkante wird gelächelt, unterhalb tritt man sich vors Schienbein. Zwischen Polen und Deutschland tobt gegenwärtig ein Streit um die jeweils nationale Gasversorgung, den die Diplomaten nur mit Mühe unter der Decke halten können.

Während Warschau den Deutschen wohl noch immer nicht verziehen hat, dass sie gemeinsam mit den Russen die Ostseepipeline unter Umgehung Polens bauen, und mit einer weiteren Klage gegen das Projekt droht, grollen die Deutschen über Polens Pläne, ein Atomkraftwerk an der Ostsee und ein riesiges Flüssiggas-Terminal in Swinemünde zu errichten, das die ohnehin überlastete Kadetrinne vor Mecklenburg-Vorpommern zu einer noch gefährlicheren Energie-Trasse machen wird. Was bleibt, ist der schale Nachgeschmack verpasster Chancen. Chancen, die eine europäische Energiestrategie geboten hätte. Doch die gibt es erst seit 2008. Und Brüsseler Papier ist geduldig. Nirgends wird das Versagen der Europäer so augenfällig wie in Fragen der Energiesicherheit. Die Ostseepipeline ist Polen und Balten bis heute ein Dorn im Auge. Der Bau von strategischen Flüssiggas-Terminals verläuft völlig unkoordiniert. Die Franzosen planen bereits das dritte, die Deutschen haben nicht eines fertig. Und die vielgepriesene Nabucco-Pipeline, die Gas aus Zentralasien heranpumpen soll, droht gar das Scheitern. Armes Europa.

Quelle: Ostsee-Zeitung

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