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Börsen-Zeitung: Ein Exempel für 2010

Archivmeldung vom 28.11.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.11.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Folgen der schweren Finanzkrise sind noch lange nicht überwunden. Dies haben die akuten Geldnöte der Investmentholding Dubai World allen Anlegern eindrucksvoll in Erinnerung gerufen. Von einer Jahresendrally an den Aktienmärkten ist deshalb - zumindest vorerst - keine Rede mehr. Stattdessen fürchten viele Anleger, die ohnehin seit Wochen mit einer scharfen Korrekturbewegung rechnen, nun einen Kurseinbruch-auch wenn sich die Notierungen am Freitag im späten Handel wieder etwas erholten.

Wie stark die Verunsicherung angestiegen ist, zeigt ein kurzer Blick auf den Volatilitätsindex VDax, der die Risikobereitschaft der Anleger misst und deshalb gerne als Angstbarometer bezeichnet wird. Der Index schoss binnen zwei Tagen von 23,5 auf mehr als 31% in die Höhe und erreichte damit am Freitag den höchsten Stand seit fast einem Monat. Einen so steilen Anstieg verzeichnete der Indikator zuletzt im Oktober des vergangenen Jahres.

Hinter dem rasanten Anstieg der Schwankungsbreite stehen zuallererst die Gewinnmitnahmen spekulativ orientierter Investoren, die am steilen Anstieg der europäischen Aktienindizes seit März maßgeblich beteiligt waren. Sie ziehen nun Mittel ab und setzen damit die Notierungen unter Druck. Aktuell treffen sie allerdings auf ermäßigtem Niveau auf ausreichendes Interesse anderer Anlegergruppen, die fest mit einer weiteren Erholung der Konjunktur in den kommenden Quartalen rechnen. Sie nutzen daher die günstige Gelegenheit, um sich am Aktienmarkt zu positionieren.

Die Gewinnmitnahmen betreffen allerdings nicht nur die Aktienmärkte, sondern sämtliche risikoreiche Anlageklassen. In anderen Segmenten waren die Auswirkungen daher zum Teil noch heftiger. Der russische Rubel und der südkoreanische Won beispielsweise gaben am Freitag so deutlich nach wie zuletzt vor vier Monaten, weil Anleger in diesen Ländern Mittel abzogen. Die Preise für Rohstoffe und Edelmetalle gerieten ebenfalls unter Druck: Der S&P GSCI-Index, der die Preisentwicklung von 24 Rohstoffen misst, fiel so stark wie zuletzt Ende Juli.

Anleger sollten sich das Muster dieser durch die Lage in Dubai ausgelösten Korrekturbewegung gut einprägen. Es dürfte nicht das letzte Mal sein, dass sie ihm begegnen. Denn glaubt man den Prognosen der Bankanalysten und Strategen, die derzeit den Blick schon auf das neue Jahr richten, so wird es wahrscheinlich schon in den folgenden Monaten, spätestens aber im zweiten Halbjahr 2010, immer wieder Hiobsbotschaften von Konjunktur- oder Unternehmensseite geben, die Ängste vor einer erneuten wirtschaftlichen Abkühlung schüren. Aktienstrategen stimmen Anleger deshalb bereits jetzt auf einen deutlichen Anstieg der Volatilität im neuen Börsenjahr ein. Die Entwicklung in Dubai und die Reaktionen der Märkte dürften hier also durchaus als Exempel dienen.

Bleibt die Frage, zu welchem Zeitpunkt es an den Finanzmärkten im neuen Jahr 2010 richtig volatil werden dürfte. Die Prognosen der Anlagestrategen liefern hier keine eindeutigen Hinweise. So stehen die Chancen günstig, dass die nun zur Veröffentlichung anstehenden Wirtschaftsdaten zunächst bestätigen, dass sich die Konjunktur stabilisiert. Nicht zuletzt der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimaindex lieferte in der nun abgelaufenen Woche einen neuen Beleg dafür. Behält dann auch noch die Chefvolkswirtin der Helaba, Gertrud Traud, Recht mit ihrer Prognose, dass am US-Arbeitsmarkt nun die Trendwende bevorsteht, so dürfte das die Stimmung an den Finanzmärkten zunächst weiter aufhellen - und den Dax und andere Indizes sowie die übrigen risikoreichen Anlageklassen antreiben.

Dies dürfte allerdings nur so lange anhalten, bis neue Negativbotschaften die Runde machen. Sei es, dass es Anzeichen für eine schwächere Gewinnentwicklung der Konzerne gibt, sei es, dass den Banken neue Kreditausfallrisiken drohen - oder sei es, dass die Notenbanken die Investoren auf den Ausstieg aus der expansiven Geldpolitik vorbereiten: Die Anleger werden immerzu aufs Neue um die Stabilität der konjunkturellen Erholung fürchten, die Notierungen werden fallen und die Volatilität steigen. Dubai lässt grüßen!

Quelle: Börsen-Zeitung

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