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DAs WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Doping im Sport

Archivmeldung vom 19.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Drei Fahrer haben sie schon erwischt. Aber garantiert werden es noch mehr werden. Und es ist wie beim Pawlowschen Reflex. Schon sabbern die Ersten lautstark: Das öffentlich-rechtliche Fernsehen müsse aus der Berichterstattung der Tour de France aussteigen.

Denn - so der gebürtige Paderborner und Heidelberger Professor für Zell- und Molekularbiologie Werner Franke - »ARD und ZDF benutzen auch meine Gebühren, um kriminelle Dinge zu übertragen«. Sicherlich gibt es gute Gründe, über manche Verwendung von GEZ-Geldern sauer zu sein. Die Übertragungen von der gedopten Frankreich-Rundfahrt sind es nicht. Denn die öffentlich-rechtlichen Sender haben sich seit dem vergangenen Jahr weit von ihren fürchterlichen Jubelarien der Jan-Ullrich-Jahre entfernt. Wäre Franke konsequent, müsste er die Sportberichterstattung bei ARD, ZDF und den dritten Programmen komplett in Frage stellen. Denn Doping ist wahrlich nicht nur ein Problem des Radsports. Olympia lässt schön grüßen. Leichtathleten, Schwimmer, Triathleten, vor allem Gewichtheber sind 2008 besonders positiv aufgefallen. Aber nicht nur die Olympischen Sportarten sind entartet. Die Baseballer oder Footballer aus den USA sind wandelnde Drogenschränke. Doch der Sport ist nur das hässliche Spiegelbild unserer eitlen Leistungsgesellschaft. Auch dort wird gedopt, allerdings ohne dass es der Arzt oder eine unabhängige Kommission kontrolliert. Die Gier nach Anerkennung - entweder in Form von Geld oder gesellschaftlicher Reputation - sorgt bei vielen Menschen dafür, dass sie freiwillig ihre Körper quälen. Schauen Sie mal auf die Laufstege dieser Welt! Sicherlich ist es nicht einfach, hinter der Doping-Fratze die immer noch vorhandene Schönheit des Sports zu sehen. Doch man muss den Verantwortlichen im Radsport zu gute halten: sie bemühen sich. Und dass wahrscheinlich immer noch viele Dummköpfe und Verzweifelte durch das engermaschig gewordene Netz der Kontrollen schlüpfen, ist kein Grund, die Bemühungen um mehr Sauberkeit einzustellen. Das müsste Werner Franke doch freuen. Seine jahrzehntelangen Anklagen tragen endlich indirekt Früchte. Marion Jones sitzt im Knast, Tim Montgomery muss auch bald rein. Die Geständnisse ehemaliger Weltmeister und Weltrekordler nehmen zu. Der Sport hat zu lange nach dem Drei-Affen-Prinzip gelebt. Doch jetzt abzuschalten oder wegzuschauen, wo die Kontrollen wirken, ist keine Lösung. Genauso wenig, wie die Freigabe von illegal leistungssteigernden Mitteln. Und dass nicht nur der Sport, sondern auch Medien lernfähig sind, kann man an der Tatsache erkennen, dass der 20. Jahrestag des schlimmsten Leichtathletikrekordes nicht groß gefeiert wurde. Am 16. Juli 1988 lief Florence Griffith-Joyner die 100 Meter in 10,49 Sekunden - und am 21. September 1998 war sie tot.

Quelle: Westfalen-Blatt

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