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WAZ: Merkels Kulturkampf

Archivmeldung vom 04.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der letzte Kulturkampf zwischen Kirche und Staat ist 120 Jahre alt; aber den Papst offen zu kritisieren, hat nicht einmal Bismarck fertiggebracht. Insofern ist der Angriff der deutschen Kanzlerin auf den deutschen Papst eine historische Einmaligkeit.

Auch eine Ungeheuerlichkeit? Immerhin unterstellt Merkel dem deutschen Papst, deutschen innen- wie außenpolitischen Interessen zu schaden. Die Pflege des Verhältnisses zwischen Christen und Juden sowie zwischen Deutschland und Israel zählt in der Tat zu den vornehmsten deutschen Staatsaufgaben. Nur diese Dimension rechtfertigt überhaupt Merkels Angriff.

So inakzeptabel Benedikts Pius-Entscheidung ist: Die Kanzlerin geht hohes Risiko. Dass eine geschiedene Protestantin aus dem früher kommunistischen, offiziell mithin gottlosen Ostdeutschland den irdischen Stellvertreter Gottes ins Visier nimmt, ist pikant. Zudem wird Merkels Verzicht auf jede mildernde Diplomatie auf Christen nicht versöhnend, sondern spaltend wirken. War das staatsmännisch klug?

Merkel eröffnet einen Kulturkampf. Ende offen. 

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Ulrich Reitz)

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