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Börsen-Zeitung: Ernüchternd zu VW

Archivmeldung vom 03.05.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.05.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Volkswagen hat im ersten Quartal besser abgeschnitten als erwartet. In einem Automarkt, der weltweit um 6 Prozent schrumpfte, zeigen sich die Wolfsburger vergleichsweise robust. Das sorgt in Anbetracht von Risiken für die Branche, die etwa von den Handelsstreitigkeiten der USA mit China und Europa ausgehen, für Erleichterung und ermuntert Anleger, wie der Kursanstieg der VW-Aktie um 3,7 Prozent zeigt.

Die differenzierter werdende Bedienung der globalen Nachfrage nach margenstärkeren Geländelimousinen (SUV) macht sich beim weltgrößten Autobauer immer mehr bemerkbar. Waren die SUVs 2018 schon wesentliche Treiber des Auslieferungsrekords, soll ihr Anteil an den Fahrzeugverkäufen in diesem und im nächsten Jahr auf 33 bzw. 40 Prozent steigen. Besondere Erwartungen ruhen dabei auf dem weltgrößten Automarkt China, wo die zuletzt schwächelnde Autokonjunktur nach einer Mehrwertsteuersenkung wieder Fahrt aufnehmen soll.

Allerdings gilt es bei der überraschenden Steigerung des operativen Ergebnisses im ersten Quartal um mehr als 600 Mill. Euro oder 15 Prozent zu relativieren. Zwei Drittel der Verbesserung gehen auf eine positivere Bewertung von Finanzinstrumenten zurück - eine schwankungsanfällige Position. Zudem gaben ebenfalls volatile Wechselkurseffekte Rückenwind. Die operativen Margen von Konzernmarken wie Audi und Porsche zeigen, dass die Probleme mit der Einstellung auf das Verbrauchstestverfahren WLTP nicht vom Tisch sind. Der wieder aufgeflammte Streit über weitere Effizienzverbesserungen bei der Kernmarke VW Pkw legt zudem offen, wie groß der Druck vor dem Start der Produktion der erfolgskritischen ID-Elektrofamilie und der kaum weniger wichtigen achten Golf-Generation ist.

Keineswegs ausgestanden ist ferner die Dieselabgaskrise, die den Konzern inzwischen 30 Mrd. Euro kostet - Mittel, die zur Finanzierung des Umbruchs in Richtung E-Mobilität fehlen. Zwar verfügt VW weiterhin über eine robuste Bilanz. Doch die Unsicherheiten, die den Erfolg der groß angelegten Elektrooffensive in Frage stellen, bleiben immens, wie auch die Rufe in Richtung Politik nach effektiven Rahmenbedingungen zur Förderung der E-Mobilität zeigen.

Der im März vorerst abgeblasene Teilbörsengang der Truck-Holdingtochter Traton hat verdeutlicht, dass sich Hebel zur Wertsteigerung derzeit nicht einfach umlegen lassen. Die VW-Aktie hat wieder das Niveau vor Bekanntwerden der Abgaskrise im September 2015 erreicht. Das ist dann doch eher ernüchternd.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Carsten Steevens

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