Rheinische Post: Westerwelles Rolle
Archivmeldung vom 30.08.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDiese Koalition ist wie Westerwelle: Noch im Amt, aber gefühlt längst am Ende. FDP-Chef Philipp Rösler hat dafür gesorgt, dass "AA" derzeit sowohl für "Auswärtiges Amt" als auch für "Auf Abruf" steht. Möglicherweise versprach sich Rösler persönliche Vorteile, wenn er, selbst glücklos, als Zupackender erscheint, der seinen Außenminister zur Korrektur der Libyen-Tonlage bewegt und ihn als Minister auf Bewährung hinstellt.
Doch ein Parteichef, der den eigenen Minister schwach wirken lässt, schwächt sich selbst. Warum macht er das? Eine Antwort: Westerwelle soll den Liberalen noch einen letzten Dienst erweisen und das absehbare FDP-Debakel bei den nächsten Wahlen aufgeschultert bekommen. Eine andere Antwort: Es ist der vorsichtige Versuch, zur falschen Libyen-Politik auf Distanz zu gehen, die ja die Kanzlerin genau so zu verantworten hat. Das Problem für Rösler: Mögliche Nachfolger Westerwelles haben sich hier ebenfalls nicht wahrnehmbar mit Ruhm bekleckert. Für eine Ablösung bräuchte er weitere Begründungen. Deshalb könnte Westerwelles Bewährungszeit noch lange währen. Schließlich braucht die "Fast-Drei-Prozent"-FDP Anlässe zur Hoffnung. Kohl und Genscher galten auch schon als Gestrauchelte - und wurden danach zu Aktivposten. Aber hat Westerwelles dieses Format?
Quelle: Rheinische Post (ots)