Neue Westfälische (Bielefeld): "Wetten, dass ...?" in der Kritik Peinlich, unterirdisch, frech
Archivmeldung vom 10.06.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAm Ende eines spanischen Stierkampfes stirbt das Tier. Vor eben dieser Kulisse starb am Samstag noch etwas ganz anderes: ein Stück Fernsehkultur, früher mal bekannt als -Flaggschiff "Wetten, dass ...?". Die Misere begann mit Gast Stefan Raab. Lächerlich, wie er minutenlang seine Erfindung - einen Duschkopf - bewirbt. Dreist sein Zusatz: "Das ist Werbung, keine Schleichwerbung."
Dann die Hunziker. Warum war die da? Ach ja, schwanger und neuerdings verlobt. Als sich Gerard Butler - einziger internationaler Schauspieler auf dem Sofa - nach verlorener Wette dann noch Eiswürfel in den Schritt steckte und die Geissens auf gewohnt unterirdischem Niveau palaverten, fragte sich wohl jeder Zuschauer: Wofür bezahle ich eigentlich meine Gebühren? Was sich das ZDF - noch immer unter strengem Sparzwang - dort geleistet hat: peinlich. Mehr noch: frech. Das einzig Gute: Nur 6,74 Millionen Zuschauer haben es sich angetan. Mit seiner ersten Sendung hatte Markus Lanz noch 13,74 Millionen vor die Bildschirme geholt. Mit dieser Leistung könnte der Moderator mehr als nur diesen Kampf verlieren.
Schwäbische Zeitung: Keinen Cent Gebühren wert
Stefan Raab schämt sich nicht so schnell. Wenn sich einer wie Raab mit den Worten "Ich bin nur Gast in dieser Sendung!" abwendet, muss schon etwas besonders Dummes passieren. Genau das tat Raab auf der Couch des ZDF-Kollegen Lanz am Samstagabend bei "Wetten, dass..?" Gerard Butler schüttet sich gerade Eiswürfel in die Hose, nachdem Moderator Lanz ihn dazu hingetalkt hatte. Diesem Tiefpunkt zu bester Sendezeit folgte ein zweiter beim Blick auf die Quoten. Mit 6,74 Millionen Zuschauern war Lanz' Premiere auf Mallorca auch beim Zuschauerinteresse die schlechteste aller Zeiten. Das ZDF verbrämte den Misserfolg: Man sei die meistgeschaute Sendung am Samstagabend gewesen. Trotzdem darf man davon ausgehen, dass sich die Mainzer Verantwortlichen spätestens jetzt fragen, ob Lanz der richtige Nachfolger von Thomas Gottschalk ist. Er mag ein passabler Interviewer sein, Humor und Lockerheit aber fehlen ihm. Wo er sich nicht an Moderatorenkarten festhalten kann, greift er haarscharf daneben oder bleibt im leidlich Lustigen stecken. Ohne große Stars und einen echten Entertainer funktioniert das komplette Konzept nicht. Dieses "Wetten, dass... ?" verdient keinen Cent Gebühren.
Quelle: Neue Westfälische (Bielefeld) - Schwäbische Zeitung (ots)