Neue Westfälische, Bielefeld: Obama und der Friedensnobelpreis Peinlich
Archivmeldung vom 11.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDass der Präsident einer kriegführenden Nation den Friedensnobelpreis erhält, ist ein, neutral formuliert, ungewöhnlicher Vorgang. Zu sagen "Das geht gar nicht" ist ebenfalls zulässig. Diese Situation hat nichts Kurioses an sich. Sie ist eher peinlich. Für alle Beteiligten.
Sie sagt auch weniger aus über den US-amerikanischen Präsidenten als vielmehr über den Weg, den das Nobelkomitee offensichtlich nimmt. Hier wird der Versuch unternommen, Realpolitik zu machen. Das wird sehr wahrscheinlich scheitern. Gut gemeint ist bekanntlich oft das Gegenteil von gut gemacht. Aus verschiedenen Gründen wird der Preisträger seine Entscheidungen nicht an den hehren Zielen ausrichten, die sich mit den Anforderungen für den Friedensnobelpreis verbinden. Kann er wohl auch gar nicht. Das ist Obama sehr wohl bewusst. Nicht ohne Grund hat er in Oslo nüchtern darauf hingewiesen, dass er sich der Welt zu stellen hat, wie sie ist. Das ist eine pragmatische Haltung, die einem der Realpolitik verhafteten Präsidenten nicht einmal vorzuwerfen ist. Wohl aber einem Friedensnobelpreisträger, der beharrlich und konkret eine Welt zu formen hat, wie sie sein sollte. Im Fall Obama erleben wir aber etwas anderes. Der Mann redet von einer Welt ohne Atomwaffen, die er gern hätte. Aber die Arsenale auch der USA sind voller Atomsprengköpfe. Und er tut nicht einmal den vergleichsweise kleinen Schritt, den eine weltweite Ächtung der Landminen bedeuten würde. Die stellen nicht nur eine virtuelle Bedrohung dar, sondern töten täglich massenhaft. Da verweigert ebenjener Obama seine Unterschrift unter einen Vertrag, der die tückischen Sprengfallen verbieten würde. Handelt so ein idealistischer Friedensnobelpreisträger? Nein, aber ein Präsident. Nie war Obama seinem unseligen Vorgänger George W. Bush rhetorisch ähnlicher als gestern. Und genau das ist das Problem dieser Preisverleihung.
Quelle: Neue Westfälische