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Börsen-Zeitung: Auf der Suche nach Richtung

Archivmeldung vom 09.07.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der Euro müsse immer noch als eine starke Währung betrachtet werden, fasste ein Analystenkommentar die derzeitige Verfassung der Gemeinschaftswährung zusammen. Diese Einschätzung steht im Kontrast zur Untergangsstimmung, die sich mancherorten bezüglich der Währungsunion einzustellen scheint. Sie steht auch im Kontrast zu den immer zahlreicher werdenden Problemen in den Peripheriestaaten der Eurozone. Kaum dass sich eine leichte Entspannung um Griechenland einstellte, brachte die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Portugals durch die Ratingagentur Moody's in der beendeten Woche wieder Unsicherheit, auf die die Marktteilnehmer reagierten.

Doch die Stärke des Euro ist eine unbestreitbare Tatsache. Ein Niveau von 1,43 Dollar ist angesichts der Probleme der Eurozone ein kräftiger Aufschlag auf den als fairen Wert geltenden Level von 1,20 Dollar. Seit Jahresbeginn hat das Gemeinschaftsgeld gegenüber allen Hauptwährungen zugelegt oder sich stabil gehalten. Zur US-Devise war ein Gewinn von 6,5% zu verzeichnen, zum britischen Pfund waren es 4,1%. Die einzige Ausnahme war der Schweizer Franken, zu dem der Euro gut 4% verloren hat.

Wendepunkt

Das Marktsentiment scheint - noch - gegen den Greenback zu laufen. Die Frage ist nun, wie lange der Euro vor dem Hintergrund der mal schwelenden, mal aufflammenden Schuldenkrise seine Stärkephase noch fortsetzen kann. Die Gemeinschaftswährung ist auf der Suche nach einer neuen Richtung. Noch ist diese nicht deutlich zu sehen, doch es könnte sich herausstellen, dass die Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der beendeten Woche als Wendepunkt im Jahresverlauf gelten wird.

Die Aufwertung des Euro im ersten Halbjahr war klar auf die Erwartung steigender Zinsen im Euroraum zurückzuführen. Schon bevor die EZB im März das erste Signal für den Einstieg in den Zinserhöhungszyklus gab, hatte der Markt auf steigende Raten gesetzt und dem Euro steigende Kurse beschert - trotz zunehmend schlechter Nachrichten aus der Peripherie. Die Zinsdifferenz zwischen Eurozone und anderen wichtigen Währungsräumen hat sich mittlerweile beträchtlich ausgeweitet. Während der Drei-Monats-Euribor bei 1,593% liegt, notiert der Drei-Monats-Libor in Pfund bei 0,82625% und der Drei-Monats-Libor in Dollar sogar nur bei 0,24605%. Da im Jahresverlauf weitere Zinsschritte der EZB wahrscheinlich sind und die Notenbanken in Großbritannien und in den USA aber frühestens 2012 folgen werden, sollten Anlagen in Euro an Attraktivität gewinnen und die Euro-Notierungen weiter steigen. Ein Kursfeuerwerk blieb nach dem Notenbankentscheid vom Donnerstag aber aus. Der Euro legte zwar zu, aber erst als die Zentralbank bekannt gab, den Sicherheitenrahmen für portugiesische Staatsanleihen auszusetzen - was Marktteilnehmer offenbar als Verschnaufpause für Portugal zur Lösung seiner Schuldenprobleme interpretierten.

Als trendbestimmender Treiber für die Euro-Notierungen dürften Zinsfantasien bzw. die sich ausweitende Zinsdifferenz ausgedient haben. EZB-Chef Jean-Claude Trichet hat zwar mit seiner Formulierung, dass die Notenbanker die Inflationsrisiken der Eurozone angesichts einer Teuerungsrate von 2,7% "genau beobachten", und mit anderen Schlüsselwörtern Signale gegeben, dass die Raten im vierten Quartal steigen werden. Dass die Marktteilnehmer eher früher als später, also schon im Oktober, mit dem nächsten Zinsschritt rechnen, zeigt sich an den Geldmarktsätzen der Eurozone, die am Freitag nach der EZB-Sitzung deutlich in allen Laufzeiten anzogen. Als Kurstreiber dürften ab jetzt wieder stärker die Sorgen um eine Eskalation der europäischen Schuldenkrise in den Vordergrund rücken. Zwar gilt der Euro bis zum Niveau um 1,40 Dollar als gut unterstützt. Bei einer weiteren Ausbreitung der Krise nach Spanien oder Italien könnte der Euro in Richtung 1,30 Dollar fallen. Das ist allerdings immer noch weit entfernt vom Tief von 1,1875 Dollar, das die Gemeinschaftswährung im ersten Teil der Griechenlandkrise im Frühjahr 2010 markiert hatte.

Zu optimistisch

Vor dem Hintergrund einer sich verlangsamenden Konjunktur der Eurozone - die auch die EZB feststellte - scheinen die Kursziele einiger großer Banken von 1,50 Dollar und mehr zum Jahresende zu optimistisch, trotz der Schuldenprobleme der USA, die gleichfalls einer Lösung harren. Noch sucht der Euro nach einem Trend. Mehr Klarheit bringen neue Konjunkturdaten aus der Eurozone wie aus den USA. Die Suche nach Richtung könnte durchaus mit "Abwärts" beantwortet werden.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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