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WAZ: Neue Landebahn für Frankfurt

Archivmeldung vom 20.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

In feineren Gegenden Essens beschwert sich manch einer der gut Betuchten gern mal über den Lärm, der vom nahe gelegenen kleinen Flughafen Mülheim/Essen bis in deren Vorgärten dröhnt. Im Düsseldorfer Norden ist es ähnlich.

Auch dort liegen die Ortschaften der Besserverdienenden gleich neben dem Flughafen der Landeshauptstadt. Auch dort ist Beschwerde seit langem Programm. Dabei nutzen viele dieser Bewohner die Flughäfen selbst und sind somit Lärmopfer und -täter zugleich. In Frankfurt war der Widerstand von Bürgerinitiativen so groß, dass zehn Jahre lang nichts ging. Nun aber darf der Flughafen um eine Landebahn erweitert werden. Die CDU-Landesregierung um Ministerpräsident Roland Koch hat es möglich gemacht. Eine Entscheidung, die überfällig war. Denn Frankfurt drohte im internationalen Kampf um Fracht und Passagiere zur kleinen Nummer zu verkommen.

Für Hessen, vor allem aber für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist es wichtig, einen starken Flughafen wie Frankfurt vorweisen zu können. Wer das nicht kann, zieht bei Neuansiedlungen von ausländischen Unternehmen den Kürzeren, bekommt Schwierigkeiten beim Export und gerät schnell in die zweite Liga der Wirtschaftsnationen.

Die Zahlen am Frankfurter Flughafen sprechen für sich: bis zu 100 000 neue Stellen am und rund um den Flughafen, vier Milliarden Euro Investitionen. Bei solch schlagenden Argumenten fällt es schwer, dagegen zu halten. Freilich gibt es tragfähige Argumente, die gegen einen Ausbau sprechen. Am meisten zieht der die Lebensqualität mindernde Lärm. Doch sollte man bitteschön in einer Diskussion um Lärmschutz nicht so tun, als ginge Belästigung einzig von Flughäfen aus. Das 24-stündige Rauschen von Autos an Hauptverkehrsstraßen oder an Autobahnen ist mindestens genauso schlimm. Es gibt aber keine großen Bürgerproteste gegen die A2, A40, A42 oder A52, weil der Mensch mit ihnen lebt und sie täglich nutzt.

Roland Koch hat in Frankfurt also richtig gehandelt. Trotzdem steht der CDU-Mann nicht als Sieger da, sondern als einer, der Wortbruch begangen hat. Über Jahre hat er ein Nachtflugverbot versprochen. Jetzt soll genau dieses Verbot gekippt werden. Möglicherweise hat sich Koch in der Hinsicht verkalkuliert. Das Image eines Politikers ist vor Wahlen mindestens genauso wichtig wie dessen Taten. Am 27. Januar sind in Hessen Landtagswahlen.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Wolfgang Pott)

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