Neues Deutschland: Ärztetag und Praxisgebühr
Archivmeldung vom 22.05.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWieder einmal diente ein Ärztetag dazu, den Patienten die Instrumente zu zeigen. 25 Euro für jeden Facharztbesuch. Prioritätenkataloge, die nur dazu da sind, Behandlungen auszuschließen oder gegen private Bezahlung zu machen.
Kostenerstattung - das heißt: Jeder Arztbesuch ist bar zu bezahlen. Was das für die Gesundheit armer Menschen bedeutet, mag man sich gar nicht vorstellen. Doch wahrscheinlich war nicht einmal diese Vorstellung ausschlaggebend dafür, dass wenigstens der Kostenerstattungsbeschluss zurückgenommen wurde, sondern die berechtigte Befürchtung, dass Praxen dann weniger frequentiert sein dürften. Das Ärzteparlament ist zu einem Geldbeschaffungskongress geworden und das merken inzwischen immer mehr Menschen, auch Mediziner. Leider findet die Akquise fast ausschließlich unter Patienten statt - wohl in der Hoffnung, dass die den Druck an die Politik weitergeben, von der die Ärzte offenbar nichts erwarten. Aber selbst, wenn viele Kranke der fatalen monetären Logik »ihres« Doktors auf den Leim gingen und die Politik sich breitschlagen ließe, den Patienten noch mehr Geld abzuknöpfen - damit wird sich im Gesundheitssystem nicht automatisch alles zum Guten wenden. Es wird Patienten schlicht an Mitteln fehlen, um sich den Verlockungen des medizinischen Fortschritts hingeben zu können. Das werden auch Ärzte spüren. Sie wären vielleicht gut beraten, sich mit denen zu verbünden, die sie momentan für ihre Forderungen in Geiselhaft nehmen.
Quelle: Neues Deutschland