Neues Deutschland: zur Merkel-Reise nach China
Archivmeldung vom 27.08.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlWenn deutsche Regierungschefs China bereisen, geht es in erster Linie um den Ausbau der wirtschaftlichen Beziehungen - zum Wohle hiesiger Konzerne versteht sich. So ist es auch beim Besuch von Angela Merkel, auch wenn die große Flut neuer Geschäftsverträge diesmal ausbleibt.
In bewährter Tradition wurden die Themen
Menschenrechte und Klimaschutz unverbindlich angesprochen, um dann
zum Eigentlichen zu kommen. Vor allem die Themen Produktpiraterie und
Qualitätsstandards treiben die Kanzlerin um - dafür solle sich die
chinesische Seite mächtig ins Zeug legen.
In einer ökonomisch vernetzten Weltwirtschaft ist dies aber eine zu
einseitige Sicht. Immerhin sind es Konzerne aus den großen
Industriestaaten, die zum Zwecke der Kostensenkung in China
produzieren. Sie locken gerade die niedrigen Umwelt- und
Sozialstandards im Reich der Mitte. Und so ist es kein Wunder, dass
BDI-Chef Jürgen Thumann davor warnt, China allzusehr in die Ecke zu
stellen.
Wenn es der Kanzlerin mit ihrem Gerede von Produktsicherheit und Klimaschutz ernst wäre, könnte sie sich ja auch die deutschen Konzerne vorknöpfen, die in China investieren. Wie wäre es mit einer Verpflichtung, hiesige Sozialstandards selbst einzuhalten, Lizenznehmer diesbezüglich zu kontrollieren sowie nur energiesparende Technologien einzusetzen? Dann könnten die Geschäftsbeziehungen wirklich zum Wohle aller beitragen - und nicht nur zur Verschönerung von Konzernbilanzen.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland