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Börsen-Zeitung: Das dicke Ende droht noch

Archivmeldung vom 22.06.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.06.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Über Jahre hinweg lief es bei Daimler glänzend, wirtschaftlicher Erfolg und Skandalfreiheit sind eben ein gutes Gespann. Jetzt aber trifft es den Autokonzern mit voller Wucht. Für Daimlers Gewinnwarnung gibt es gleich vier Gründe. Zwei davon seien "maßgeblich": Die chinesischen Zölle auf Pkw aus den USA, die China mit einer Mitteilung des Handelsministeriums vom 17. Juni zum 6. Juli hin einführen will, und die Umstellung auf das neue TypGenehmigungsverfahren WLTP. Hinzu kommen Kosten für den Diesel-Rückruf und die sinkende Bus-Nachfrage in Südamerika.

In dem von US-Präsident Donald Trump angezettelten Handelsstreit bleibt Daimler und sämtlichen anderen europäischen Autoherstellern und Zulieferern nur eines: Über den europäischen Branchenverband Acea zu versuchen, auf die US-Regierung einzuwirken und mit Zahlen und Fakten darzustellen, wie wichtig die US-Werke der europäischen Hersteller für die US-Wirtschaft sind. Das geschieht auch, ob Zahlen und Fakten beim Adressaten fruchten, ist freilich eine andere Frage. In Brasilien reagierten Kunden nach Lohnstreiks verunsichert mit Auftragsstornierungen, was angesichts der jüngsten wirtschaftlichen und politischen Entwicklung des Landes nicht verwundert.

Dass Daimler bei der Umstellung auf WLTP nicht vorankommt, muss sich der Konzern selbst ankreiden. Die Branche hat lange versucht, die Einführung des Genehmigungsverfahrens zu verzögern. Das ging schief, so dass nun, drei Monate bevor WLTP gilt, nicht nur die Zulassungsbehörde vor einem Berg abzuarbeitender Genehmigungen sitzt, sondern Hersteller ihr Zögern mit hohen Sonderkosten bezahlen. Dabei rechnet Daimler im Gegensatz zu VW noch nicht einmal mit Produktionsausfällen.

Das dicke Ende in Form einer weiteren Gewinnwarnung droht aber durch den Rückruf. Von den 774000 Pkw ist laut Daimler ein Teil durch die 2017 angebotenen und als freiwillig bezeichneten Software-Updates für 3 Millionen Mercedes-Diesel abgedeckt. Dafür verbuchte Daimler 2017 bereits 220 Mill. Euro. Für jene Autos, die 2017 nicht enthalten waren, wird nun ein weiterer mittlerer zweistelliger Millionenbetrag fällig. Das zahlt Daimler ohne Probleme. Wenn aus der dem Ministerium zufolge illegalen Einstellung der Abgasnachbehandlung allerdings noch ein Bußgeld resultiert, hat Daimler wohl ein Problem. Bei maximal 5000 Euro je betroffenen Pkw wären das bis zu 3,9 Mrd. Euro, was wohl die nächste Gewinnwarnung zur Folge hätte.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Isabel Gomez

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