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Börsen-Zeitung: Dax mit Potenzial

Archivmeldung vom 19.01.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 19.01.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Am deutsche Aktienmarkt hat das Jahr gut begonnen: Der Dax hat im Vergleich zum Ultimo 2018 immerhin um 6,1 Prozent zugelegt und notiert wieder über der runden Marke von 11000 Punkten. Da liegt es nahe, Börsenweisheiten wie den Januar- oder Jahresauftaktindikator hervorzukramen.

Dieser besagt, dass das Gesamtjahr meist wie der Jahresauftakt verläuft. Herangezogen wird dabei zum einen die "Fünf-Tage-Regel", nämlich dass die Kursentwicklung der ersten fünf Handelstage die Richtung für das gesamte Jahr anzeigt. Mitunter wird auch die Performance des Monats Januar als Wegweiser für den Rest des Jahres gesehen.

Nun hat Harald Quandt (HQ) Trust die "Fünf-Tage-Regel" für die fünf Aktienindizes Dax, S&P 500, Topix, Euro Stoxx 50 und FTSE 100 untersucht. Dabei fällt das Ergebnis ernüchternd aus. "Der Ertrag in den ersten fünf Handelstagen lag zwar über dem historischen Mittelwert, einen statistischen Zusammenhang mit der Jahresperformance gibt es aber nach unseren Berechnungen nicht", stellt Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements bei HQ Trust, fest.

Auch die Performance des Monats Januar ist als Indikator für den Verlauf des Gesamtjahres nicht aussagekräftig. Um dies festzustellen, genügt allein der Blick auf die Dax-Entwicklung der vergangenen Jahre. 2018 startete der Dax im Januar mit einem Plus von 2,1 Prozent und verlor dann von Februar bis Dezember satte 19,9 Prozent an Wert. Im Jahr 2016 büßte der Dax im Januar 8,8 Prozent ein, legte dann aber von Februar bis Dezember 17,2 Prozent zu. Solche Zahlen lassen eher einen Kontraindikator als einen Wegweiser für das Gesamtjahr vermuten.

Wenn der Januar- oder Jahresauftaktindikator kaum eine Aussagekraft hat, so heißt das für die Perspektiven an den Aktienmärkten rein gar nichts. Zu fragen ist nach anderen Faktoren, welche tatsächlich eine gewisse Indikatorfunktion haben. "Aufgrund des sehr negativen Sentiments der Investoren gehen wir eher von steigenden Aktienmärkten aus, sobald der Konflikt zwischen den USA und China beigelegt wird", sagt HQ-Mann Müller. Denn im Gegensatz zur "Fünf-Tage-Regel" sei ein negatives Sentiment ein sehr guter Kaufindikator für Aktien.

Die Börse ist zwar einer der wenigen Märkte, an dem viele Anleger erst dann kaufen, wenn es teuer ist - obwohl manch einer auch lieber ein teures güldenes Steak verzehrt als ein normales, das auf jeden Fall besser schmeckt. Doch gilt gerade am Aktienmarkt, trotz oder besser aufgrund aller kurzfristigen Über- und Untertreibungen, die alte Kaufmannsweisheit: Der Gewinn liegt im günstigen Einkauf.

Und wenn es auch erhebliche Risiken geben mag, so ist der deutsche Aktienmarkt nach den kräftigen Korrekturen der vergangenen Monate relativ günstig bewertet. So taxiert die DZ Bank das Kurs-Gewinn-Verhältnis des Dax auf 11,6 (2019 erwartet) und 10,7 (2020 erwartet). Dabei geht Stratege Michael Bissinger zwar von einer Verlangsamung des Gewinnwachstums aus, aber nicht davon, "dass wir in eine Rezession abgleiten werden, was die Gewinne massiv unter Druck setzen würde." Zudem prognostiziert die DZ Bank eine Dividendenrendite des Dax von 3,7 Prozent (für 2019), was vor dem Hintergrund des Nullzinsniveaus in Euroland mehr als attraktiv ist. Insgesamt stellt Bissinger fest: "Die Kursrückgänge bei Dax und S&P 500 von in der Spitze über 20 Prozent scheinen übertrieben."

Darüber hinaus weist der Dax eine bemerkenswerte Eigenschaft auf: Außer nach dem Platzen der Dotcom-Blase in den Jahren 2000 bis 2002 ist seit Berechnung des deutschen Börsenbarometers ab Ultimo 1987 auf ein schlechtes Börsenjahr stets ein gutes gefolgt. So kletterte der Dax 1991 nach einem Minus von 21,9 Prozent im Vorjahr um 12,9 Prozent. Und auf den Einbruch von 40,4 Prozent im Jahr 2008 folgten 2009 und 2010 Wertzuwächse von 23,8 Prozent und 16,1 Prozent. Auch der Verlust von 14,7 Prozent 2011 wurde im folgenden Jahr mit einem Dax-Plus von 29,1 Prozent wieder mehr als aufgeholt.

Vor diesem Hintergrund stellt das kräftige Minus von 18,3 Prozent im Jahr 2018 einen guten Indikator für ein positives Abschneiden des Dax im laufenden Jahr dar. Dies zumindest, wenn die Wirtschaft nicht wider Erwarten kräftig einbricht oder uns der Himmel auf den Kopf fällt.

Alles in allem hat der Dax in den kommenden Wochen weiteres Aufwärtspotenzial. Da viele Investoren noch vorsichtig positioniert sind, könnte die Erholung schneller vonstatten gehen als manch einer erwartet.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Werner Rüppel

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