Kommentar: Bitte kein Schaulaufen auf dem Balkon mehr
Archivmeldung vom 16.12.2017
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Freigeschaltet durch André OttDas Wort "sondieren" hat in den vergangenen Wochen einen schlechten Ruf bekommen. Daher macht es kein gutes Gefühl, wenn CDU und SPD nun darüber sprechen, ob sie nicht doch - irgendwie - eine Regierung bilden wollen. Urheber der Misere bleibt FDP-Chef Christian Lindner, der nach wochenlangem Sondieren plötzlich keine Lust auf Verantwortung mehr hatte.
Die so höchst unterschiedlichen "Jamaikaner" hatten bereits so viele Kompromisse geschlossen, dass sich nun viele fragen, warum die vertrauten Parteien SPD und CDU nicht auch eine Einigung zustande bringen. Für die CDU ist das tatsächlich recht leicht. Denn Merkel ist geübt darin, unions-fremde Themen aufzusaugen. Ob grün oder sozialdemokratisch - Hauptsache, sie bleibt Kanzlerin.
Genau dies ist das Riesenproblem der SPD. Viele in der Partei wollen keine GroKo. Schulz, Nahles und Co. müssen daher nun enorme Überzeugungsarbeit leisten. Denn im Januar stimmt die Basis über ihre Pläne ab. Sicher ist da nichts.
Die Menschen im Land haben derweil kaum noch Lust auf langwieriges Sondieren. Sie möchten, dass die wirklich wichtigen Themen angepackt werden: Wie wird der Notstand in der Pflege behoben? Wie stellen wir gute Bildung sicher? Wie kann Integration besser laufen, kommt endlich das Einwanderungsgesetz? Was ist mit der Rente? - Darauf wollen die Menschen Antworten, dafür haben sie gewählt. Was niemand mehr will, ist völlig klar: Schaulaufen von "Sondierern" auf einem Berliner Balkon. Jetzt istTempo gefragt.
Quelle: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung (ots) von MANFRED LACHNIET