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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Barack Obama

Archivmeldung vom 24.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Eine beeindruckende Amtseinführung, ein atemberaubender Schnellstart im Weißen Haus: US-Präsident Barack Obama legte eine politisch wie publizistisch erfolgreiche Auftaktwoche vor, wie sie besser nicht hätte verlaufen können.

Nicht einmal der verstolperte Amtseid konnte den grandiosen Lauf stoppen. Ganz klar: wäre das gleiche Missgeschick George W. Bush unterlaufen, es wäre das gefundene Fressen aller Michael Moores dieser Welt - und davon gab es reichlich - geworden. Nein, die Flitterwochen mit den Medien halten noch an. Selbst Fidel Castro säuselt und arabische Zeitungen titelten nach dem Guantánamo-Stopp »Obama ist zu gut, um wahr zu sein.« Sein Dekret, das Gefangenenlager in 365 Tagen zu schließen, setzt ein wichtiges Signal. Mit der dringend gebotenen Wiederherstellung des Folterverbotes und der Zerschlagung des CIA-Schattenreichs aus Geheimgefängnissen löst er Wahlversprechen ein. Welcher frisch gewählte Staatschef kann von sich sagen, er habe bereits am zweiten Arbeitstag zentrale Eckpunkte etwa seiner Außen- und Anti-Terror-Politik festgezurrt? Mit »aktiven und aggressiven« Schritten will Obama jetzt den Nahen Osten befrieden. Spätestens mit dieser Initiative stößt der zum Titan erhobene Hoffnungsträger allerdings an seine Grenzen. In der Analyse liegt der Präsident noch richtig, wenn er sagt, eine Zukunft ohne Hoffnung sei für die Palästinenser inakzeptabel. Aber schon das Ziel einer Zwei-Staaten-Lösung dürfte sofort an der Hamas und später an eiskalt lächelnden Israelis scheitern. Zu viele Vorgänger haben sich an diesem Politknäuel aus guten Absichten und bitteren Enttäuschungen versucht. Selbst der krisenerfahrene Nordirland-Vermittler George Mitchell wird als Nahost-Beauftragter der USA nicht zaubern können. Schon stellt sich das Versprechen eines vollständigen Abzugs der US-Truppen aus dem Irak weichgespülter dar. Das letzte Wort habe US-General David H. Petraeus, heißt es aus der neuen Administration. Das ist exakt die gleiche Position wie unter Bush. Ebenso die - hoffentlich nicht allzu überstürzten - Vorbereitungen für das gigantische Konjunkturpaket im Wert von 800 Milliarden Dollar bedeuten noch lange nicht den Durchbruch. Für Ernüchterung sorgt auch der Energieminister, der Strom aus Kohle und Atomkraftwerken für die sauberste Lösung hält. Die Wahlkampf-Devise »Problem erkannt, Problem gebannt« gilt nicht mehr, wenn es ernst wird. Obama braucht unbedingt die Besinnung auf das Machbare. Realismus tut Not. Das Sympathie-Pendel schwingt gerade gefährlich weit aus. Es kann auch böse zurückschlagen. Politstrategen dürften dem Mann im Oval Office bereits flüstern, er müsse jetzt unbedingt die Bremse treten, vielleicht bewusst Enttäuschungen provozieren. Anders sind unlösbare Heilserwartungen und total überhitzte Vorstellungen nicht mehr runterzukühlen.

Quelle: Westfalen-Blatt

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