Es wäre ein Leichtes für die Medien, die Doppelmoral der internationalen Gemeinschaft und der Revolutionsregierung in der Ukraine bloßzustellen. Stattdessen respektiert man unter dem Vorwand des Selbstbestimmungsrechts der Völker den gewaltsamen Umsturz einer demokratisch gewählten Regierung auf der einen Seite, während das gleiche Recht den Menschen im Osten der Ukraine und auf der Krim verwehrt wird.

Es sollte mittlerweile klar sein, dass es das Ziel der westlichen Korporatokratie ist, die politische Kontrolle über die Ukraine zu erlangen. Ihre Marionette Arsenij Jazenjuk wurde als Premierminister der Ukraine installiert, um das Land in ihr System zu integrieren. Wenn Jazenjuk sich wirklich nach dem Willen der Ukrainer richten würde, würde er landesweite Volksabstimmungen unterstützen, so dass alle Regionen der Ukraine selbst bestimmen können, welche Regierungsform sie wünschen und ob sie zur EU, zu Russland, oder zu keinem der beiden gehören wollen. Dies ist aber nicht der Fall, Jazenjuk hat keinen Respekt für separatistische Bewegungen, die seine Vision für die Ukraine ablehnen und stattdessen auf ihr Selbstbestimmungsrecht pochen – ein Recht, das angeblich vom Westen und von der Revolutionsregierung der Ukraine hochgehalten wird.

Aus dem Westen hört man diesbezüglich nur, dass die Revolutionsregierung – die mit enormer Unterstützung der USA an die Macht kam – von allen Ukrainern und von der internationalen Gemeinschaft respektiert werden muss, obwohl es starke Indizien dafür gibt, dass die neue Regierung direkt verantwortlich war für die Morde an Demonstranten und Polizisten bei den Maidan-Protesten und trotz der Präsenz von Neo-Nazis in der neuen ukrainischen Regierung. Im Lichte all dessen soll aber auch erwähnt werden, dass Russland mit der "vierten politischen Theorie", die von Alexander Dugin entwickelt wurde, ebenfalls eine freiheitsfeindliche Ideologie verfolgt.

Sowohl Russland als auch die USA geben vor, die Interessen der Bevölkerung zu vertreten, aber in Wahrheit ist die Politik beider Blöcke den Interessen des Individuums nicht zuträglich. Keine Seite klärt ihre Bevölkerung über die wahre Beschaffenheit des globalen Finanzsystems auf, welches die menschliche Entwicklung weltweit unterdrückt, und keine Seite ist ernsthaft besorgt um die Freiheiten des Individuums. Durch das Anheizen des aktuellen Konfliktes werden die Bevölkerungen auf beiden Seiten radikalisiert und vom internen wirtschaftlichen Niedergang abgelenkt, der weltweit zu einem immer größeren Problem wird.

Unter diesen Rahmenbedingungen sind es in erster Linie die Kontrollfreaks auf beiden Seiten, die von einem Krieg profitieren würden – nicht in erster Linie durch die direkte Schaffung oder Eroberung physischer Werte, sondern durch die stärkere Kontrolle über die Bevölkerungen. Die Bestrebungen von Individuen und Gruppen sich von unterdrückenden Regimen zu befreien würden durch einen offenen Konflikt zwischen den beiden Blöcken einen herben Rückschlag erleiden, weil der Durchschnittsbürger sich in erster Linie darauf konzentrieren müsste, diesen Konflikt zu überleben. Aus diesem Grund heißt es auch, "Krieg ist das Heil der Staatsmacht".

Es ist daher klar, dass die Frontlinien des Dritten Weltkrieges nicht zwischen Russland und den USA verlaufen, auch wenn es oberflächlich sehr stark danach aussieht. Da aber sowohl die USA als auch Russland auf die gleiche Weise von einem Krieg profitieren würden, stehen sich in Wirklichkeit das Individuum auf der einen Seite und unterdrückende Regierungen auf der anderen Seite gegenüber, egal ob in der westlichen Welt, in Russland, China oder anderswo.

Kommentar von Christian Stolle, von "we-are-change.de"