Westdeutsche Zeitung: Zwei Vorschläge zur Mitarbeitbeteiligung mit Schwächen
Archivmeldung vom 30.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Idee klingt so schön, dass eigentlich niemand etwas gegen sie haben dürfte: Arbeitnehmer werden an Unternehmen beteiligt, wandeln sich also ein wenig zu "Kapitalisten". Aus Sicht der Beschäftigten verbessert das deren Einflussmöglichkeiten und finanzielle Situation.
Die Wirtschaft
hingegen freut sich über motiviertere Mitarbeiter. Doch bereits das
gefällt, vor allem in der von der Union vorgesehenen Konsequenz,
nicht jedem. Die Linken und viele Gewerkschaften, die ja es
theoretisch toll finden müssten, wenn die gerne zitierte
Arbeiterklasse in den Besitz von Produktionsstätten gelangt, sehen
Risiken. Denn wer direkt am Erfolg seiner Firma beteiligt ist,
streikt selten.
Dieser Aspekt macht einen Hauptunterschied zwischen den beiden
Konzepten aus. Die SPD plant mit ihrem Deutschlandfonds lediglich
eine Art Wette auf die wirtschaftliche Entwicklung im gesamten Land.
Dies ist für den Einzelnen weniger riskant als eine Beteiligung an
einem konkreten Unternehmen.
Allerdings erzeugt so ein Fonds auch zusätzliche Bürokratie.
Außerdem haben wir schon unzähligen Aktienfonds. Warum brauchen wir
da noch ein zusätzliches Monstrum mit staatlicher Lenkung?
Beide Konzepte haben Schwächen. Vor allem: Sie leben von
staatlicher Förderung, die bei der Union noch höher ausfallen würde
als bei der SPD. Streng genommen handelt es sich vor allem beim
SPD-Fondsmodell nur um ein weiteres staatliches Programm zu
Sparförderung. So etwas ist weder neu noch originell Begriffe wie
Bausparprämie oder Arbeitnehmersparzulage lassen grüßen. Die Gefahr
solcher Maßnahmen: Die Menschen müssen sich mit bürokratischen
Aufwand darum bemühen, jenes Geld zurück zu bekommen, das sie vorher
in Form von Steuern bezahlt haben. Wäre es da nicht schlauer, solche
neuen Subventionen gar nicht erst zu schaffen, alte Förderungen
abzubauen und im Gegenzug die Steuerlast zu senken?
Leider werden die meisten Politiker kaum in diese Richtung denken. Stattdessen dürften sie ihre Arbeitszeit dazu verwenden, aus zwei mit Schwächen behafteten Modellen einen dem Koalitionsfrieden dienlichen Kompromiss zu zimmern. Die Erfahrung lehrt, dass solche Prozesse selten die Qualität steigern.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung