WAZ: Goldene Zeiten - nur wann?
Archivmeldung vom 23.11.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNichts weniger als "eine goldene Zukunft" hat Uli Hoeneß den Bayern-Fans versprochen. So kennen wir ihn. Wobei es sich lohnt, diesmal genau hinzuhören. "Ich bin mir sicher", so der scheidende Manager und designierte Präsident des deutschen Rekordmeisters, "in den kommenden zehn Jahren werden wir in Europa erfolgreicher sein als in den vergangenen zehn Jahren. Inklusive des Gewinns der Champions League."
Für Hoeneß-Verhältnisse eine vergleichsweise bescheidene Prognose. Hatte er doch unlängst erst - ungeachtet der mäßigen Ergebnisse in der Bundesliga - trotzig angekündigt, bis Weihnachten seien die Münchener Tabellenführer. Wozu man wissen muss, dass der Branchenprimus inzwischen seit unvorstellbaren 18 Monaten (zuletzt am 17. Mai 2008) nicht mehr Spitzenreiter gewesen ist.
Wie sehr dieser Umstand am Mir-san-Mir-Selbstverständnis nagt, bedarf keiner Erwähnung. Mehr noch trifft die Erkenntnis den Nerv der Verantwortlichen, dass die alten Mechanismen nicht mehr greifen. Immer wenn es in der Vergangenheit beim FC Bayern mal kurzzeitig kriselte, kam der vermeintlich stärkste Rivale gerade recht, um die Verhältnisse geradezurücken.
Was schon auf die letztjährige Klinsmann-Saison zutraf, gilt verstärkt für die laufende Spielzeit: Wo die Bayern früher ein Zeichen der Stärke setzten, machen sie heute der Konkurrenz Mut. Gegen keines der sechs vor ihnen stehenden Teams hat die Elf von Louis van Gaal gewinnen können; die gegen Schalke und Leverkusen angekündigten Befreiungsschläge endeten als weitere Rückschläge. Sich das zweite Trainer-Missverständnis in Folge einzugestehen, fällt zwar jedem schwer. Aber spätestens wenn das sich abzeichnende Vorrrunden-Aus in der Champions League besiegelt sein sollte, dürften Hoeneß und Co. auf den eigenen Gesichtsverlust keine Rücksicht mehr nehmen.
Gleichwohl: Die Voraussetzungen für goldene Zeiten sind bei einem Klub, der unter Hoeneß unstrittig eine wirtschaftliche Ausnahmestellung erlangte, immer gegeben. Aber gerade in diesen Tagen davon zu träumen, hat etwas von dem bekannten Pfeifen im Wald.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung