Schwäbische Zeitung: Weg mit den Umweltzonen!
Archivmeldung vom 07.02.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFalls es stimmt, dass kaum eine Methode, Feinstaub in groben Mengen zu produzieren, besser funktioniert als ein gepflegter Zigarettenkonsum, dann wäre es interessant zu erfahren, was Altkanzler Helmut Schmidt in seinem 75-jährigen Raucherleben angerichtet hat. Grob geschätzt hätte er 500 Jahre am Münchner Stachus alle um ihn herum vorhandene Luft einschnaufen müssen, um eine ähnliche innere Wirkung zu erzielen. Eine Provokation? Jawohl, eine Provokation! Aber bisweilen sind auch hanebüchene Vergleiche geeignet, hochgradige Albernheiten als solche zu erkennen.
Die 54 deutschen Umweltzonen zählen dazu. Seit gestern wissen wir, dass die Feinstaubbelastung im Vergleich zum Vorjahr wieder mal gestiegen ist. Seit Langem wissen wir, dass etwa der Pkw-Sektor mit lediglich neun Prozent am Feinstaub beteiligt ist. Seit ebenso langer Zeit wissen wir, dass Industrie, Privathaushalte, Reifenabrieb und viele andere Faktoren eine deutlich größere Rolle spielen, und dass sich vor allem das Wetter keinen Deut schert um die Beachtung der Umweltzonen. Dennoch ist diese unselige EU-Verordnung mit ihren mehr oder weniger willkürlichen Grenzwerten und ihren Strafandrohungen noch immer in Kraft. Und dennoch wird der unschätzbare Wert der Umweltzonen von geneigten Fachleuten gebetsmühlenartig betont, selbst und gerade dann, wenn die objektiven Fakten beharrlich dagegen sprechen. So etwas nennt man eine ideologiebelastete Diskussion.
Und die Moral von der Geschicht'? Man möge bitte schön rational - das heißt technisch machbar und wirtschaftlich vertretbar - eine Verbesserung der Luftqualität anstreben. Die Politik darf das gern flankieren mit gesetzlichen Vorschriften, die nachvollziehbar vernünftig sind. Aber man soll es bleiben lassen, die Menschen mittels monströsem Aufwand - da hat sogar der ADAC mal recht - zu gängeln, ohne dass sich ein nennenswerter positiver Effekt einstellen würde. Die Umweltzonen gehören schlicht abgeschafft.
Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)