Die Lausitzer Rundschau Cottbus zur Niederlage Görlitz bei der Wahl zur Kulturhauptstadt 2010
Archivmeldung vom 12.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSchade. Görlitz als Europäische Kulturhauptstadt 2010 - das hätte der Lausitz weit über ein Jahr hinaus EU-weite Beachtung, hunderttausende Besucher, etliche Arbeitsplätze, den heiß ersehnten Aufschwung und vielleicht sogar einen gewissen Hauch von Glamour gebracht. Die europäische Jury hat sich leider anders entschieden.
Mit Essen wird nun eine Region für ein Jahr kulturelles Zentrum
Europas, die sich zwar ebenfalls im großen gesellschaftlichen Wandel
befindet - nach dem Zusammenbruch der Schwerindustrie muss das
Ruhrgebiet eine neue Identität finden. In vielem ist Essen allerdings
perfekter als der kleine Bewerber-Konkurrent im Osten: Das Ruhrgebiet
besitzt bereits eine funktionierende kulturelle Infrastruktur. Der
europäische Gedanke ist dort, wo seit Generationen viele
Nationalitäten integriert sind, bereits stark verwurzelt. Überdies
erlaubt ein ungleich höherer finanzieller Hintergrund, die
spektakulären künstlerischen Visionen, die das Essener
Bewerbungskonzept vorsah, auch umzusetzen. Wirklich mutig war es also
nicht, den Riesen zum Sieger zu erklären und Essen den Zuschlag in
der Kulturhauptstadt-Bewerbung für 2010 zu geben.
Für die Görlitzer ist die Brüsseler Entscheidung enttäuschend: Über
etliche Jahre hatte die Region mit der Kulturhauptstadt-Bewerbung die
schönsten Hoffnungen verbunden. Dafür wurden viele Initiativen auf
den Weg gebracht, Investoren auf die Potenziale der Stadt aufmerksam
gemacht, zahlreiche neue Ideen in die deutsch-polnische Doppelstadt
hineingetragen. Auch wenn ein Teil davon nun nicht mehr zu
verwirklichen sein wird, ist durch die Arbeit der vergangenen Jahre
doch vieles in Gang gekommen, was Görlitz und Zgorzelec auch ohne den
Titel einer europäischen Kulturhauptstadt gut zu Gesicht stehen wird.
Reden wir deshalb nicht von einer Niederlage, sondern erklären
Görlitz stattdessen zum zweiten Sieger!
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau