Börsen-Zeitung: Indien Connection
Archivmeldung vom 06.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Deal hat ohne Zweifel betriebswirtschaftlichen Charme: In Cognizant, einem US-Unternehmen, das den weit überwiegenden Teil seiner Mitarbeiter im Offshore-Wunderland Indien beschäftigt, findet die Telekomtochter T-Systems endlich jenen Partner, der ihre Wettbewerbsfähigkeit im wichtigen IT-Service-Geschäft stärkt.
Dabei senkt die Kooperation mit Cognizant nicht nur das Kostenniveau von T-Systems. Beide Unternehmen sind auch in ihrem jeweiligen Branchenfokus komplementär und erweitern somit ihren potenziellen Kundenkreis deutlich.
Grund zum Feiern haben die Telekom-Aktionäre aber deshalb noch nicht. Denn zum einen betrifft die Vereinbarung mit Cognizant im wesentlichen die Sparte Systemintegration, deren Umsätze nur für rund ein Siebtel der gesamten T-Systems stehen. Deren Restrukturierung allein wird den Umsatz- und Ergebnisschwund des Gesamtunternehmens nicht aufhalten oder gar große Sprünge nach vorn erlauben. Dazu ist der Druck auf das Telekommunikationsgeschäft, dessen Volumen erheblich höher ist, zu groß, als dass die dortigen durch Preisverfall bedingten Umsatzrückgänge völlig kompensiert werden könnten.
Außerdem ist zu bezweifeln, dass allein die bisher fehlende Indien Connection das Allheilmittel ist, um als Systemlösungsanbieter für global operierende Konzerne in Deutschland und Europa erste Wahl zu werden. Standardisierte Infrastruktur- und Software-Angebote sind tatsächlich am Markt zu einer Selbstverständlichkeit geworden, über die die Konkurrenz schon lange verfügt und die T-Systems nun auch bieten kann. Aber eben wegen ihres Commodity-Charakters dürften sie am Ende kaum allein entscheidend für die Auftragsgewinnung sein. So spielen auch Beratungskompetenz und komplette Consulting-Dienstleistungen eine wachsende Rolle.
Die Kooperation mit Cognizant ist für T-Systems ein - sehr später - Schritt in die richtige Richtung. Der vielfach erwartete große Wurf ist es nicht und konnte es nicht sein, nachdem sich alle Bemühungen um einen Zukauf oder ein groß angelegtes Joint Venture als nicht praktikabel erwiesen hatten. Das bedeutet jedoch, dass die Restrukturierung von T-Systems und das leidige Thema Personalabbau auch künftig auf der Tagesordnung bleiben. Bei der Telekom ist weiterhin Konfliktfähigkeit gefragt.
Quelle: Börsen-Zeitung (von Heidi Rohde)