Westdeutsche Zeitung: Gut gedacht - falsch gemacht
Archivmeldung vom 04.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWas ist das denn? Plötzlich will uns der Finanzminister zum Jahresbeginn ein Steuergeschenk machen, über das sich zumindest Millionen ehrenamtlich Tätige und Spender freuen.
Eigentlich sind wir ja Gegenteiliges gewöhnt: Zum gleichen Termin
steigt die Mehrwertsteuer für viele Produkte um drei Prozentpunkte.
Ab Januar werden vor allem Berufstätige zumeist deutlich weniger
netto verdienen, weil sie unter der gekürzten Kilometerpauschale und
den gestrichenen Abzugsmöglichkeiten für ein häusliches Arbeitszimmer
besonders leiden. Hinzu kommt der halbierte Sparerfreibetrag.
Fachleute nennen diese Grausamkeiten "Streichung von Subventionen".
Da wirkt es schon reichlich unlogisch, wenn Peer Steinbrück
plötzlich 400 Millionen Euro zusätzliche Subventionen ausschütten
will. Von ihnen profitieren werden oft Menschen, die Gutes tun,
nämlich in gemeinnützigen Organisationen tätig sind oder reichlich
spenden. Ihnen sei von Herzen diese Förderung gegönnt. Allerdings
wird das Geld sehr breit gestreut. Und nicht jede der angeblich mehr
als einer halben Million Organisationen in Deutschland treibt
Wohlfahrtspflege oder leistet sinnvolle Jugendarbeit. Mehr
Differenzierung wäre da schon angebracht. Besonders erstaunlich bei
des Ministers populistisch anmutender Aktion ist, dass er sich sogar
gegen die Empfehlung seines Wissenschaftlichen Beirats stellt.
Schön, wenn ein Teil der Bevölkerung auch mal wieder steuerlich etwas entlastet wird. Aber prinzipiell ist dieses Nehmen und manchmal auch wieder Geben des Staates der falsche Ansatz. Wirkungsvoller und auch praktischer wäre, die meisten Subventionen zu streichen und dafür einen erträglichen Steuersatz für alle einzuführen. Aber diese Idee hat die Politik seit der Bundestagswahl leider vergessen.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung